Innere Medizin


Herzschrittmacher (1)

 

Universitätsklinik Karolinska Stockholm, im Herbst 1958: das Herz des Patienten Arne Larsson bleibt 20- bis 30-mal am Tag stehen. Der 43-Jährige muss jedes Mal reanimiert werden. Zwischen den Stillständen schlägt das Herz des Schweden teilweise nur rund 20-mal pro Minute. Larssons Arzt Åke Senning bewertet den Zustand seines Patienten als hoffnungslos: "Ich war praktisch tot", sagte Larsson 1999 in einem Interview mit der "Berliner Morgenpost". Larsson litt am Adams-Stokes-Syndrom, bei dem das natürliche Leitungssystem für die Herzströme, welche die Herzmuskeln zur Kontraktion anregen, geschädigt ist. Zusammen mit dem Elektroingenieur Rune Elmquist entwickelete Senning einen "Schrittmacher" für Larsson's Herz. Er bestand aus elektronischen Bauelementen, die in einem einfachen Kunststoffbecher in Epoxydharz gegossen waren. Um das Gerät einzusetzen, musste der Brustkorb geöffnet werden und die Elektroden mussten auf den Herzmuskel aufgenäht werden: "The first apparatus had two electrode wires, each consisting of a twined, stainless suture wire with polyethylene insulation sewn in the myocardium … It soon appeared that the wire was unsuitable as an electrode". Das Aggregat wurde von außen aufgeladen, die Laufzeit der ersten Modelle betrug nur 15-20 Minuten.

 

Exponat

Vorgestellt wird ein früher, vorprogrammierter Schrittmacher von 1964 (eingeschweißter Zettel: 21613; 9-28-64, keiner Herstellerangabe) )mit Quecksilberbatterien. Zweikammersystem: die beiden "dicken Kabel" (Polyethylenmantel, Spiraldraht aus Stahl) wurden auf den Herzmuskel aufgenäht - ein Kabel auf jede Kammer. Das Bündel mit drei dünnen Drähten diente der Wiederaufladung der Batterien.

 

Zur Frequenzänderung musste perkutan (nach einem kleinen Hautschnitt) mit einem Schraubenzieher das Potentiometer bei der versiegelten Oeffnung verstellt werden - sicher kein leichter Entschluss! Die Amplitude konnte auf der gegenüberliegenden Seite verstellt werden - ein multiprogrammierbarer Schrittmacher. Die Methode hat sich nicht durchgesetzt, aber die Idee der Programmierbarkeit sehr wohl. Wie auch bei früheren Modellen von Greatbatch und Chardack sind die Komponenten in Epoxidharz eingegossen. Dieser duroplastische Kunststoff weist im ausgehärteten Zustand hohe Festigkeit und chemische Beständigkeit auf. Da man inzwischen wusste, dass sich Epoxidharz bei der Aushärtung zusammenzieht und dadurch die eingegossenen Bauteile beschädigen konnte, wurde jedes Teil vor dem Eingießen mit einer Silikonschicht überzogen.

Der Schrittmacher stammt aus dem Nachlass des ab 1952 auf dem Limpertsberg / Luxemburg niedergelassenen Arztes Roger GLAESENER (1922-2006) - hatte er das Gerät etwa explantiert, bevor sein Patient eingeäschert wurde?