Innere Medizin


Enzyklopädie

 

MENON, ein Schüler des grossen Aristoteles, schrieb im 4. Jahrhundert v.Chr. eine medizinische Collection, die leider verloren ging. Aulus Cornelius CELSUS lieferte in seinem "Artes" um Christi Geburt eine grossangelegte Zusammenfassungen des damaligen Wissens. Einzig erhalten davon sind die 8 Bücher "De Medicina", in denen die gesamte Medizin der römischen Antike zusammengefasst ist. Aus dieser Goldgrube schürfte die Nachwelt bis ins 18. Jahrhundert.

Im frühen Mittelalter verfasste OREIBASIOS (325-403), gestÜtzt vor allem auf Texte des römischen Arztes Claudius GALENOS (1. Jahrhundert n.Chr.), eine ähnliche Enzyklopädie, seine 72 Bücher umfassende "Synagogía Iatrikê" (ärztliche Zusammenkunft) ...

In Arabien publizierte Al-TABARI zu Beginn des 9. Jahrhunderts sein "Firdaws Al-Hikma" (Das Paradies des Wissens), eine medizinische Enzyklopädie, welche das Wissen der Griechen, Perser, Inder und Araber umfaßte. Ihm eiferte Abu Bakr Mohammad Ibn Zakaria Al-Razi, besser bekannt als RHAZES nach. Sein Buch "Al-Hawi" auch "Continens" erbenso wie das mehr als 1 Million Worte starke "Al-Canun" von Abu-Ali Al-Hussein Ibn Sinâ alias AVICENNA sind Fleissarbeiten - zu keiner Zeit hatte ein einzelner Mann vor AVICENNA soviel medizinisches Wissen zusammengetragen ...

Mit der Aufklärung wurde dieser Buchtypus wieder aufgegriffen und massenhaft gedruckt: Laien, insbesondere der reiche Mittelstand und der Adel schmökerten gerne in diesen Lexiken. Es gab zahllose kleine "Wörterbücher" und "Dictionnaires", die wir hier aussen vor lassen wollen, um uns auf die grossen Lexika zu konzentrieren:

- in Frankreich publizierte der Pariser Buckdrucker Charles-Joseph Panckoucke ein umfangreichen Überblick über das medizinische Wissen seiner Zeit:

  • von den 210 Bänden der von ihm verlegten "Encyclopédie méthodique (1782-1832) befassten sich deren 13 mit Medizin (1787-1830) resp. mit Chirurgie (1790-1798).
  • von 1812 bis 1822 erschien in seinem Verlag ein 60-bändiges "Dictionnaire des sciences médicales"
    Eine Generation später machte sich der französische Arzt Amédée DECHAMBRE (1812-1886) daran, das Wissen seiner Zeit zusammenzufassen und es einem grossen Publikum kundzutun. Als die Arbeiten an seiner "Encyclopédie" 1889 (posthum) eingestellt wurden, umfasste diese genau 100 Bände - eine Kapitalanlage, und ein Bücherschrank ganz alleine für dieses Werk!.

    - dem französischen Vorbild nacheifernd, gab die Medizinische Fakultät der jungen Universität Berlin, durch Christoph Wilhelm HUFELAND (1762–1836) angeregt, ab 1828 das "Encyclopädische Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften" heraus - 37 Bände sollten es werden. Dieses "Wörterbuch" war auf deutschem Boden der Vorläufer der in mehreren Auflagen erschienenen "Real-Enzyklopädie der gesammten Heilkunde" des Berliner Arztes Albert EULENBURG (1840-1917) - deren erste Auflage (1880 -1883) in 15 Bänden erschien, deren 2. Auflage (1885-1890) bereits 22 Bände füllte, und deren dritte Auflage (1894-1901) in 26 Bänden erschien - ein Standardwerk seiner Zeit. Die rasch fortschreitende medizinische Wissenschaft machte jährliche "Encyklopädische Jahrbücher der gesammten Heilkunde" notwendig, die von 1903 bis 1911 erschienen. Eine 4. und letzte Ausgabe kam in 15 Bänden (1907-1914) heraus. Bis 1937/38 schloß sich die Veröffentlichung der "Ergebnisse der gesamten Medizin" in 22 Bänden an. Das Opus von EULENBURG dienste dem medizinischen Publikum als Nachschlagewerk, wurde aber auch fleissig von "gebildeten Laien" benutzt.

    Diese Enzyklopädien richteten sich vorwiegend an ein medizinisch gebildetes Publikum - Ärzte und Studenten. Ausdrücklich für ein nichtärztliches Publikum verfasste 1843 der Rostocker Arzt Georg Friedrich MOST (1794-1845) seine "Encyklopädie der Volksmedicin. Oder Lexikon der vorzüglichsten und wirksamsten Haus- und Volksarzneimittel aller Länder". Sein Publikum waren Landprediger, Ortsvorsteher, Schullehrer, die hier Anregungen finden sollten, wie sie sich im Notfall bis zum Eintreffenen eines Arztes zu verhalten hatten. "Junge, mit der Volksmedizin und den Volks- und Hausmitteln noch wenig vertraute Ärzte und Wundärzte" sollten daraus viel Gutes lernen können (Einführung).
    Dagegen sahen die populären Enzykopädien des 20. Jahrhunderts bescheiden aus:
    - 1912 erschien das zweibändige "Larousse médical" - es wurde 2005 zur ersten Enzyklopädie auf CD (336 MB).
    - 1922 folgte die dreibändige "Nouvelle encyclopédie pratique de médecine et d'hygiène", die der Verleger Aristide Quillet vier Jahre zuvor bei dem Arzt Pierre-Louis REHM in Auftrag gegeben hatte.

    Der hier vorgestellte Erste Band der "Encyclopédie" von DECHAMBRE stammt aus dem aufgelösten Fundus des "Collège médical" und wurde mir von dessen Präsidenten Herrn Dr. Paul ROLLMANN geschenkt, dem ich von dieser Stelle aus meinen Dank aussprechen möchte.