Innere Medizin


Blutdruckgeräte (3)

Standgerät, um 1970 

Erst seit 1881 kann man extravaskulär den Druck im Gefässsystem messen, dank des vom tschechischen Pathologen Samuel Siegried von BASCH (1837-1905) erfundenen Sphygmomanometers, einer elastischen Tasche, die über die a. radialis befestigt wurde und an ein Quecksilbermanometer angeschlossen war.

Nach dem gleichen Prinzip arbeitete das Gerät des Italieners Scipione RIVA-ROCCI (*7. August 1863 in Almese (bei Turin); gest. 15. März 1937 in Turin). RIVA-ROCCI schuf mit seinem Sphygmomanometer (von griechisch sphygmos = Puls; griechisch metron = Maß; lateinisch manus = Hand) den Prototypen des modernen Blutdruckmessers.Ihm zu Ehren sprechen wir von der "RR",wenn wir den Blutdruck meinen. Die unzulänglichen Methoden bei der Bestimmung von Herz-Kreislauf-Verhalten vor allem von Kindern veranlassten Riva-Rocci als Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik in Turin etwa ab dem Jahre 1890 zur Entwicklung eines für Patienten schmerzlos einsetzbaren Blutdruckmessverfahrens. 1896 beschrieb er in dem Artikel "Un nuovo sfigmomanometro" eine einfache Methode der "unblutigen" Bestimmung des Blutdruckes und führte seinen Prototypen des modernen Blutdruckmessgerätes zur indirekten Bestimmung des Blutdrucks vor.

Riva-Roccis Apparat bestand aus einem Fahrradschlauch, den er als Oberarmmanschette benutzte (wie dies auch heute üblich ist), aus einem Gummiballon zum Aufblasen der Manschette und aus einem Quecksilberbarometer, mit dem er den Druck in der Armarterie (Arteria brachialis) maß. Durch Betasten der Pulsader an der Handwurzel (Pulsus radialis) prüfte er das Verschwinden bei steigendem (sytolischem) Druck.

Trotz heftiger Proteste gegen die angebliche "Entsubjektivierung der Diagnostik" setzte sich Riva-Roccis Methode vor allem in Krankenhäusern rasch durch. Und schon um die Jahrhundertwende war die Illusion traditionsorientierter Ärzte, "dass kein Instrument den Finger zu ersetzten vermag" angesichts des unaufhaltsamen Einzugs technischer erzeugter Körperdaten in die medizinische Praxis zerstört. Noch heute arbeiteten die Standgeräte nach diesem Prinzip, wobei lediglich der Ort der Messung geändert hat: anstatt der arteria radialis wird die a. brachialis komprimiert...

Noch etwas hat geändert: fast alle heute verfügbaren Geräte für Oberarm und Handgelenk messen oszillometrisch, das heisst, sie erfassen die durch die Pulswelle verursachten Oszillationen. Diese Messung hat gegenüber der auskultatorischen den Vorteil, dass sie technisch einfacher und anwenderfreundlicher ist.

Noch etwas tut sich: die Europa-Abgeordneten stimmten 2006 für eine entsprechende Gesetzesvorlage (das Gesetz ist noch NICHT votiert). Diese GesetzesVORLAGE sieht allerdings einige Ausnahmen vor. So wäre zwar der Vertrieb quecksilberhaltiger Blutdruckmesser verboten, der von Barometern aber weiter erlaubt. Auch historische Messinstrumente dürften auf Trödelmärkten weiter gehandelt werden (Der Sammler bedankt sich !!).