HNO


Ohrspritze (1)

Spritze aus Elfenbein, spätes 18. Jh. 

Elfenbein war früher ein durchaus üblicher Werkstoff - das Mitleid mit den Elefanten ist jüngeren Datums. Der Stoff lag angenehm warm in der Hand, sah edel genug aus um ihn von den Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens abzuheben - ohne unerschwinglich teuer zu sein..

So finden wir relativ häufig alte medizinische Gerätschaften aus Elfenbein: Griffe von Skalpellen, Zahnstocher, Zungenschabergriffe, ja ganze zahnärztliche Bestecke mit Griffen aus Elfenbein.

Eine Spritze aus Elfenbein - mit auswechselbaren Ansätzen - befand sich im Wiederbelebungskasten, der um 1774 in Bedford/England benutzt wurde, um bei Scheintoten die Atemwege freizumachen . Ein ins Jahr 1769 datierter, von seinem Inhalt sehr ähnlicher Österreichischer Reanimationskasten, mit dem in der Donau Ertrunkene reanimiert wurden , enthält keine derartige Spritze.

Das hier vorgestellte Exemplar (a) (Länge über alles bei eingefahrenem Kolben 13 cm) stammt aus Troyes / Frankreich, der Geburtsstadt von Papst Urban IV. Die "Nadel" ist hier nicht in das Corpus der Spritze integriert - nach Abschrauben des unteren Ringes kann man die "Nadel" entnehmen (b) und durch eine anders geformte - oder intakte (auch das hier gezeigte Exemplar hat leider etwas gelitten) ersetzen.


Material
Spritzen zum Ausspülen von Ohr und Nase wurden oft aus Elfenbein resp. Knochen hergestellt und fanden vor allem im 18. und frühen 19. Jh. weite Verbreitung. Der Kolben war oft aus Holz und war mit Werg oder Leinen umwickelt, um ihn abzudichten.
Bei E. Bennion ist eine frühe Spritze aus Knochen abgebildet aus der Zeit um 1680. Da erst ab 1826 Surrogate in den Handel kamen (insbesondere die Elfenbeinnüsse von der südamerikanischen Elfenbein-palme), dürfen wir annehmen, dass es sich bei unserer Spritze um echten Elefantenstosszahn handelt... Auch das im 19. Jh. viel gehandelte sibirische Mammut-Elfenbein war im 18. Jh. vermutlich noch unbekannt.