Gynäkologie


Keuschheitsgürtel (1)

 

Der Legende zufolge zogen die Kreuzfahrer erst nach sorgfältigem Verschluss des "Allerheiligsten" ihrer Gemahlinnen in den Orient, steckten den Schlüssel des Keuschheitsgürtels ein oder hinterliessen ihn einem "guten Freund" - für den Fall wo sie unterwegs ums Leben kämen und die Frau sich neu zu vermählen wünschte. Man führt sogar den Namen eines Erfinders - allerdings aus dem 14. Jahrhundert - an: Francesco II de Carrara, letzter Graf von Padua. Alles Märchen! Es gab keine derartigen Gürtel, zumindest nicht im Mittelalter.
Neben seinem ursprünglichen Zweck, Vergewaltigungen zu vermeiden, kam im 18. Jahrhundert die Verhütung der Masturbation hinzu, besonders, nachdem der schweizer Arzt Simon-Auguste-André-David TISSOT (1728-1797) 1760 sein Buch "Traité sur l'Onanisme qui donne des remèdes pour vaincre les tentaions, Lausanne" herausgegeben hatte.

Die beiden auf den hier vorgestellten Ansichtskarten vorgestellten Gürtel sind im Museum von Cluny ausgestellt - ein seit 1846 im British Museum ausgestellter Gürtel "girdle of chastity" wurde kürzlich aus der Vitrine "Mittelalter" entfernt. Auch die beiden Exponate aus Cluny entpuppten sich mittlerweile als Fälschung des 19. Jahrhunderts:

  • der Gurt, den Henri II seiner Gemahling Cathérine de Médicis anlegen liess,
  • ein Gurt aus dem 16. Jahrhundert, aus Damaszener Stahl, mit Intarsien, die Adam und Eva darstellen.

    Man geht heute davon aus, dass die "mittelalterlichen" Gürtel entweder Produkte der Phantasie sind oder Reste mittelalterlicher Sexspiele darstellen... Einer anderen Tradition zufolge wurde der Keuschheitsgürtel von den Dogen Venedigs erfunden, um fällige Steuerschulden bei Prostituierten wirksam eintreiben zu können - Männerphantasmen...