Geburtshilfe


Vulvaspreizer n. STIEGLITZ (2)

 

Bei der Naht von Dammrissen und von Episiotomien benutzten die Ärzte in der Hausgeburtshilfe am liebsten als stillen Diener den Vulvaspreizer (écarteur pubien) nach STIEGLITZ (Katalog Martin S. 529). Ein anderes Instrument ist nach dem gleichen Chirurgen benannt: die Splitterpinzette n. Stieglitz.

Wer aber war dieser STIEGLITZ? Hier eine Liste möglicher Kandidaten:
A. Israel Stieglitz *10.3.1767 zu Arolsen als Sohn israelitischer Eltern; studierte die Heilkunde zu Göttingen, begann 1789 seine praktische Laufbahn in Hannover, wurde 1800 Protestant mit Vorname Johann Georg Ludwig Friedrich, da ohne christliche Taufe eine bürgerliche Karriere nicht möglich gewesen wäre: 1802 Hofmedicus, später erster Leibmedicus, 1832 Obermedicinalrath, Direktor des Obermedizinalkollegiums in Hannover und Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. "Keinem bestimmten der vielen damals en vogue befindlichen Systeme huldigend, war er ein Eklektiker im echten Sinne des Wortes und hielt sich nur an die Thatsachen in der Medizin" (Hirsch). Er starb am 31.10.1840 in Hannover, sein Grab ist auf dem Neustädter Friedhof erhalten.
Er schrieb:

  • Commentatio de morbis venereis larvatis, Göttingen 1789
  • Ueber das Zusammenseyn der Aerzte am Krankenbett und über ihre Verhältnisse unter sich überhaupt, 1798;
  • Versuch einer Prüfung und Verbesserung der jetzt gewöhnlichen Behandlung des Scharlachfiebers«, Hannover 1807;
  • Über den thierischen Magnetismus, Hannover 1814;
  • Pathologische Untersuchungen« 2 Bd. Hannover 1832;
  • Ueber die Homöopathie, Hannover 1835.


B. Johann Werner Anton Stieglitz war 1772 Chirurg in Bergisstübel (?) - eine verlorene Seele.

C. Als Teilnehmer einer Zusammenkunft von Chirurgen in Zuffenhausen im Jahre 1836 finden wir einen gew. STIEGLITZ "aus Esslingen" (Medizinisches Korrespondenzblatt des Württembergischen Ärztlichen Vereins). In Esslingen gibt es heutzutage eine Stieglitzstrasse ...

D. Ein STIEGLITZ publizierte eine Arbeit in: "Zeitschrift für Wundärzte und Geburtshelfer, No. 4, 1869, ref. in Virchows Jahresb".