Geburtshilfe


Taufspritze / Seringue de baptême

um 1850 

Bei schwierigen Geburten, bei denen das Leben der Kinder in Gefahr war, taufte die Hebamme ab dem 14. Jahrhundert das Kind, indem sie eine Spritze mit Weihwasser in die Scheide einführte, und das Wasser über den vorangehenden Teil des Kindes goß.
Das Reformkonzil von Trier hatte den Hebammen 1310 vorgeschrieben, bei einer Kopfgeburt, die aller Voraussicht nach nicht zu einem glücklichen Ende zu führen war, Wasser über den Kopf des Säuglings zu giessen; wie dies zu geschehen hatte, stand der Hebamme frei. 1480 finden wir erstmals in Brixen in Südtirol eine Nottaufe mittels Spritze: wenn sich abzeichnete, dass das Kind nicht überleben würde, sollte die Hebamme mittels einer mit Weihwasser gefüllten silbernen Taufspritze selbständig die Taufe vornehmen - eine Praxis, die noch nach dem 2. Weltkrieg von einer Hebamme aus dem Pustertal durchgeführt wurde, indem sie Weihwasser abkochte und mit einem Taufklistier in die Scheide der entbindenden Frau spritzte .

1825 gehörten die Taufspritzen zum Inventar jeder Hebammentasche. So lesen wir im "Schlafes Bruder" [Vorarlberger Tageszeitung] vom 19.9.1825:
"Die Zukunft eines schwierigen Berufes: Hebamme
Von Frederic Hellstern
Eschberg, 14.30. Uhr. Nach einstündiger Wanderung erreicht Amelie F. das kleine Dörfchen Eschberg, im tiefsten Vorarlberg. Sie ist 21 Jahre alt und seit vier Jahren vollausgebildete Hebamme. "Es war nie mein Traumberuf, ich bin da irgendwie reingeschlittert.", antwortet sie uns auf die Frage, warum sie sich gerade diesen Beruf ausgesucht hat. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten tritt die Hebamme schwitzend in das Haus ein, in dem sie das Kind zur Welt bringen soll, schon das Dritte an diesem Tage. Der Hausherr überreicht der schnaufenden Hebamme die 20 Kreuzer, den Lohn, den sie für ihre Dienste erhält. Völlig freudlos und ohne die längst gebotene Eile macht sich die Hebamme an die Arbeit. Stets den Gedanken im Kopf, nach dieser Geburt den Beruf an den Nagel zu hängen und dem Gemeindediener die Kündigung einzureichen. Lustlos ordnet sie auf dem Waschtisch ihr Instrumentarium in der Reihenfolge, wie sie es auf der Hebammenschule gelernt hatte. Die Klistierspritze, daneben die Taufspritze, das Mutterrohr, die Wendungsschlinge, den Katheter und zum Schluss die Nabelschere. Währendessen schreit die werdende Mutter so furchtbar vor Schmerzen, dass sie noch weitab vom Haus zu hören ist. Nach einigen Minuten hält die Hebamme den blutbeklatschten Säugling in den Händen, in dem Wissen, dass dies die letzte Handlung in ihrem Beruf gewesen ist".

Vorgestellt wird ein Modell gemäß François MAURICEAU (Traité des maladies des femmes grosses, Paris 1759).

Lors d'accouchements difficiles la sage-femme jurée était tenue à "ondoyer" l'enfant en danger. Tout juste le baptême à 'eau bénite était autorisé, interdiction d'utiliser l'eau du robinet, la bière, le vin ... D'où infections intrautérines fréquentes, mortelles et pour le femme et pour l'enfant.

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