Geburtshilfe


Perforatorium (2) n. SIEBOLD, DUBOIS und NAEGELE

 

War die Extraktion eines lebenden Kindes nicht möglich, so konkurrierten die Techniken Sectio, Heb-osteotomie und Kraniotomie. War das Kind bereits abgestorben, kam Anfang des 20. Jh. nur die Kraniotomie in Betracht "damit bei der in der Regel nachgeschickten, künstlichen Verkleinerung der Inhalt, das Gehirn, austreten kann". Voraussetzung war ein nahezu vollständig eröffneter Muttermund....

Zur Kraniotomie wurden in Deutschland Anfang des 20. Jh. vor allem die Scheren nach
a) nach SIEBOLD
b) SMELLIE (beide aus dem Besitz von Frau Dr. Sisi LENTZ) benutzt, letzterer zeichnete sich durch einen Verschluss-mechanismus aus, der ein versehentliches Öffnen der Branchen beim Einführen des Gerätes verhindern sollte. Beim Einführen wurde das Instrument, mit der einen Hand gedeckt, an den Kopf geführt und, wenn möglich an einer Fontanelle durch die Schädelkapsel hindurchgestoben, indem man das Instrument senkrecht in den Kopf stieb, um ein Abgleiten zu vermeiden. War der Kopf noch beweglich, mubte er von aussen fixiert werden...
c) Der gerade "perce-crâne" nach DUBOIS gehörte Dr. Jos. PRIM

Nota: diese Scheren schneiden, wenn man sie öffnet - andere Scheren schneiden bei Schliessen!

Doch blieben trotz Kraniotomie diejenigen Becken gebärunfähig, deren Conjugata vera kleiner als 5,5 cm betrug. Bei diesen absolut verengten Becken kam nur die Sectio in Frage. Eine weitere Einschränkung der Einsatzmöglichkeiten für die Kraniotomie stellte der nachfolgende Kopf dar: hier empfahl DÖDERLEIN von dem Versuch einer Kraniotomie abzusehen und das alte Verfahren von COHN anzuwenden, und die Halswirbelsäule einzuschneiden, damit das Hirn "wurstförmig" austreten könne.

d) An die Perforatorien erinnert dieses etwas zierlichere, leicht gebogene, 20 cm lange Instrument, dessen Spitze, geschlossen, die dreieckige Form eines Perforatoriums besitzt. Das Instrument wird aber ganz anders geöffnet als ein Perforatorium. Öffnet man ein solches, so schneiden seine beiden Messer, öffnet man aber das hier vorgestellte Gerät, so zerreisst es mit den Seitenflächen der beiden Messers. Es handelt sich ... um eine Tonsillen-Abszess-Zange n. THILENIUS.

Die Gravur "Rostfrei" deutet auf einen deutschen Fabrianten...