Geburtshilfe


Metreurhynterzange

n. CHAMPETIER um 1925 

1862 gaben BARNES (London) und TARNIER (Paris) erstmalig metreurynterartige Gummiblasen zur Zervixdilatation an. Aus ihnen gingen spätere Formen der Metreurynter hervor (CHAMPETIER DE RIBES, TARNIER-ZWEIFEL, A. MULLER).

Hystereurynter gewöhnlich = Metreurynter (KÜSTNER: Ball, BARNES: Geigenform, CHAMPETIER de RIBES: sog. Trompetenform (stark gebaut) (s. diesen und Kolpeurynter = Scheidenball) eyrynô erweitere, der in die Cervix der schwangeren Gebärmutter eingeführt und mit gekochtem Wasser kindskopfgroß aufgespritzt wird, eventuell unter Anhängen von Gewichten (nicht über 2 Pfund), zur Geburts-Einleitung oder Beschleunigung.

Als Gerät zur Geburtseinleitung durch künstliche Dilatation der Zervix und Wehenauslösung wurde der Metreurhynter nach CHAMPETIER de RIBES fester Bestandteil der geburtshilflichen Arsenals. Als die Importe der empfindlichen Gummiballons während des 1. WK in der Schweiz zum Erliegen kamen und die Blasen selten wurden, erfand ein gew. BAUMM als "Ersatz" biologische Blasen: Harnblasen von Hammeln und Ferkeln. Nach Kriegsende blieb man bei den Tierblasen und benutzte sie bis Ende der 20er Jahre. Als sich aber zwei Fälle von Gasbrandinfektion ereigneten, bemühte man die Fa. Braun in Melsungen, um die Blasen nach einem besonderen Verfahren zu sterilisieren. Die bakteriologische Untersuchung von 12 Blasen durch Guggisberg konnte die absolute Keimfreiheit belegen . Hier das praktische Prozedere:
"Die sterile Blase wird aus der Einzelpackung herausgenommen und über einem dazu gehörigen Metallröhrchen, dessen unteres Ende mit einem kleinen Gummischlauch armiert ist, mit einem Seidenfaden fest gebunden. Nun wird die Tierblase durch das Röhrchen mit sterilem Wasser angefüllt, um sie auf Intaktheit, richtige Grösse und Fassungsvermögen zu prüfen. Dann wird sie entleert und mitsamt dem Röhrchen mit einer Metroeurynterzange gefaßt und durch die, vorher auf Fingerdurchfängigkeit dilatierte Zervix bis zum Seidenfaden in die Gebärmutter geschoben. Man füllt hierauf die Blase mit ca. 80 cm3 Glycerin und verschließt den Gummischlauch mit einer Klemme. Die dünne tierische Membran gestattet den osmotischen Austausch zwischen Glycrin und Fruchtwasser, bzw. der umgebenden Gewebsflüssigkeit. Durch den höheren osmotischen Koëffizienten des Glycerins wird die Blase durch Wasseraufnahme immer praller, während das austretende Glycerin stark verdünnt längs des Katheters abfließt. Die Wehenerregung erfolgt sowohl durch den mechanischen Reiz der wachsenden Blase als auch durch den chemischen Reiz des austretenden Glycerins. Schon nach wenigen Stunden treten regelrechte Wehen ein".

Die Methode der Hammel- und Ferkelblasen bewährte sich ausserordentlich gut in der Praxis. SCHEFFZECK berichtete über 1000 Fälle, SZTEHLO über 175 Fälle .

Vorgestellt wird eine Metreurhynterzange aus dem Fundus von Dr. PRIM. Den Ballon haben wir leider imitieren müssen.