Chirurgie


Kauter (3) n. PAQUELIN

 

 

Früher benutzte man Brenn- oder Glüheisen, die in der Flamme erhitzt wurden, dann den Thermokauter von PAQUELIN (1836—1905), bei dem ein verschieden geformter Hohlkörper aus Platin zum Glühen erhitzt und dann durch Einblasen eines Gemisches von Luft und Benzindampf, das an der glühenden Platinfläche verbrennt, glühend erhalten wurde.

 

Claude-André PAQUELIN *30.12.1836 in Vaucluse - Avignon. Er studierte zunächst Pharmazeutik, wechselte dann zur Human- medizin. Die Tatsache, dass er ein Patent auf seinen Brenner anmeldete, wurde ihm von vielen Kollegen angekreidet (Scientific American, v 45 (ns) no 9, p 137-8, 27 August 1881). Er starb 1905.

 

Er schrieb:
C.A. Paquelin und Léopold Jolly, Etudes de biologie : théories nouvelles, Paris , chez A. Delahaye, 1875, 166 S. 16 cm.
Srassen in Paris und Avignon tragen seinen Namen.

 

"Le thermocautère fut créé en 1875 par le docteur Paquelin et perfectionné en 1891. Il est fondé sur la propriété qu'a le platine de s'échauffer en condensant certains gaz ou vapeurs, en particulier les carbures volatils de l'essence minérale." (Larousse universel en deux volumes, 1922).

"Handlicher und vielseitiger verwendbar sind die galvanokaustischen Brennapparate" (Meyers Konversationslexikon 1909).

"Ce même instrument, sous d'autres noms (pyrophore, pyrographe, etc.) a par la suite été utilisé dans l'industrie, notamment dans l'industrie de la métallurgie. La poétesse de renom, Madame Fawzi Malhasti lui a consacré plusieurs sonnets".

 

Die Benutzung des Gerätes war eher umständlich. Die Platine musste eine Minute lang über der offenen Flamme vorgeglüht werden, bevor man die Benzindämpfe durch den Schlauch pusten konnte. Der "Paquelin" fand dennoch weite Verbreitung (1876 in Cuba eingeführt) und hielt sich weltweit bis nach dem 2. WK. auf dem Markt. Es war das Standard-Verschorfungsgerät - man verschorfte "wildes Fleisch", brannte Bisswunden aus um die Tollwutgefahr zu mindern. Man koagulierte bei niedriger Temperatur und schnitt bei hoher Temperatur. Noch Heinrich MARTIUS (Gynäkologische Operationslehre, 1960) verschorfte Wundflächen mit dem "Paquelin" (S. 200) und durchtrennte mit diesem Gerät die Darmschlingen (S. 407). Offenbar war das Wort "Paquelin" zum Inbegriff der Kauther geworden, und wurde auch da noch benutzt, als man längst elektrische Kauter verwandte.

 

Dabei gab es seit 1930 die Elektrocoagulation: "An der Klinik des bekannten Wiener Chirurgen und Universitätsprofessors von Hohenegg wurde dieser Tage ein schwer gelbsüchtiger Mann einer Bauchoperation unterzogen, bei der bemerkenswerter weise zum erste Male statt des Messers, der elektrische Spitzbrenner eines gewöhnlichen Diathermie-apparates zur Anwenbung gelangt. Diese Methode beruht auf der Eigenschaft des elektrischen Funkens, dass er die Gewebe des Körpers zerstört. Wird der Körper des Patienten auf eine Bleiunterlage gelegt, die mit dem einen Pol des elektrischen Stromkreises verbunden ist und führt man den Spitzbrenner, der an den anderen Pol angeschlossen wird, über die zu operierende Körperstelle, so zerteilen die überspringenden Funken das Gewebe und es lassen sich Schnitte genau wie mit einem Operationsmesser ausführen. Eine solche Operation hat jedoch nicht nur den Vorteil, daß sie nahezu unblutig verläuft, sondern die Wunden heilen nach übereinstimmender Beobachtung auch bedeutend leichter unb schneller. Außerdem sind eitrige Wundinfektionen ganz ausgeschlossen" (Luxemburger Wort, 9. Januar 1930).

 

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Brennapparat mit "boîte gainerie", der aus Barentin in der Haute-Normandie, (nordwestlich von Rouen) in Frankreich stammt. Ein ähnliches Gerät, diesmal MIT Blasballon, stammt aus der Region Midi-Pyrénées.