Chinesische Medizin


Apothekenabgabegefässe (1)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Spätestens seit den auf die SONG-Zeit folgenden Jahrhunderten waren chinesische Apotheker um schöne Abgabegefässe bemüht - im edlen Wettstreit zwischen den Apothekern profitierte der Patient, der seine Heilmittel in immer schöneren Gefässen dargeboten bekam. Viele der Fläschchen trugen Segens- und Glückssprüche, und waren zu schade zum Wegwerfen - eher wurden sie von der Familie des Patienten weiterverwendet als Teedose, Blumenvase, Tintenfass oder Schnupftabakbehälter. Manche Gefässe waren von Anbeginn an als Sammelobjekte ausgelegt, so gab es etwa eine 8er-Serie mit dem Abbild beliebter Gottheiten, andere Serien huldigten Kriegshelden oder zeigten Tiere - Sammelbilder sozusagen. Seit dem 18. Jahrhundert finden sich gar erotische Szenen auf manchen Fläschchen, nicht nur auf solchen, die Aphrodisiaka enthielten...

 

So hat sich eine erstaunlich grosse Anzahl auch älterer Gefässe erhalten.

                                  

Frühe Gefässe aus Porzellan trugen Aufschriften, die unauswischbar in die Glasur eingearbeitet waren. Um die Wiederverwendung der Gefässe zu vereinfachen, verzichteten die Apotheker später auf eine allzu prägnante Form ihrer Gefässe und auf endgültige Texte. Dafür versahen sie die Fläschchen lieber mit einem zumeist roten Papieretikett.

Später, insbesondere bei Massenware aus Billigglas, war der Name des Medikamentes fest im Glas eingearbeitet. Aus einer luxemburgischen Apotheke (in Petange) stammen diese drei typengleichen, 51 mm hohen Fläschchen aus grob verarbeitetem, unsauberem Glas und Aufschrift in Hochrelief. Abgabegefässe gleicher Form (viereckig mit rundem Hals) - allerdings aus Porzellan - gab es lange zuvor (Unschuld S. 168)

 

Lit.:

Paul U. Unschuld, Huichun, Chinesische Heilkunde in historischen Objekten und Bildern, Verlag Prestel 1995.