Anästhesie


Aether-Inhalations-Narkosegerät (1)

abb83
 

Im Zentrum der Ausstellung stehen alte medizinische Geräte und Instrumente. Als stumme Zeugen berichten sie von nicht mehr gebräuchlichen Behandlungsformen, von der Weiterentwicklung der Technik in der Medizin.
Jedes der gezeigten medizinischen Instrumente hat seine ganz eigene Ästhetik und Aura und ruft Erinnerungen wach: an Krankheitstage, an schmerzhafte Stunden, an Momente des Wohlbefindens und der Zuversicht. Welche Empfindungen und Gefühle verbinden mit einem alten Reflexhammer, einer Therapiecouch, einer Wärmflasche, einer Glasspritze oder einer Narkosemaske?

Lange Zeit verschwendete kein Arzt einen Gedanken an Schmerzstillung.


Michael FARADAY, ein Schüler Davy's, entdeckte den einschläfernden Ätherdampf 1801 wieder, den schon PARACELSUS im 16. Jh. entdeckt hatte ohne ihn zu nutzen. Erst 1842 führte Crawford W. LONG (1815-1878), ein amerikanischer Landarzt aus Jefferson, einen ersten Eingriff, eine Tumorausschneidung, unter Aethernarkose durch - seine Pionierleistung wurde öffentlich nicht anerkannt. JACKSON in Boston verfiel bei zufälliger reichlicher Einatmung von Äther in Bewusstlosigkeit und tiefen Schlaf und verfolgte diese Erscheinung weiter. Die beiden amerikanischen Zahnärzte Horace WELLS und W.T.G. MORTON arbeiteten zunächst mit Lachgas (1844), dann ebenfalls Aether (1845/46) in ihrer Praxis um schmerzlos Zähne zu ziehen.
Die amerikanischen Zahnärzten Horace WELLS und WilliamG. MORTON experimentierten ab 1844 mit Aether, am 16.10.1846 führte MORTON in Boston die erste klinische Vollnarkose, die historische Äthernarkose durch bei einem Patienten mit Kiefertumor, im Dezember des gleichen Jahres wandte der Londoner Chirurg Robert LISTON die Methode erstmals in Europa an, und amputierte einen Oberschenkel.

16. Oktober 1846 – der berühmte „Aethertag“, an dem William Thomas MORTON (1819-1868) in Boston Aether zur Betäubung eines Patienten des Chefchirurgen John Collins Warren eingesetzt hatte. Selbst als mit dieser ersten erfolgreichen Demonstration einer Ethernarkose der Durchbruch für eine sich schnell verbreitende Einführung der Allgemeinbetäubung für operative Zwecke erfolgt war, fehlte es nicht an kritischen Stimmen.

Louis OMBREDANNE (1871-1956) war Chirurg in Paris, wo er insbesondere die Kinderchirurgie förderte und richtungsweisende Techniken entwickelte, so für die Operation der Hypospadie.
Das 1908 von ihm für die Aethernarkose angegebene Gerät besteht aus einer hohlen Metallkugel, die mit Gaze gefüllt war:
"La concentration de volatil inspirée par le patient restait cependant assez vague. Le chirurgien pédiatrique Ombrédane proposa en 1905 l’usage d’un appareil assurant une meilleure connaissance de la concentration d’éther inhalé. Son appareil étant préalablement rempli avec 60 millilitres d’éther, retenus par une masse de feutre intérieure, était posé par l’intermédiaire d’un masque sur le visage du sujet ! Une valve avec curseur permet de choisir le gaz destiné à la ventilation pulmonaire. Le curseur sur 0, seul l’air ambiant parvient au patient ; plus le curseur est propulsé vers les valeurs élevées et plus le patient expire vers un ballon annexé à l’appareil. Le gaz traverse alors les couches de feutre et s’enrichit d’autant de vapeur d’éther. A 8, le patient ré inhale totalement l’air expiré au cycle précédent ! Ce qui veut dire qu’il s’enrichit en gaz carbonique, ce qui stimule sa ventilation, et qu ‘il s’appauvrit de plus en plus en oxygène, ce qui entraîne cyanose et noirceur du sang dans le champ opératoire et dont le chirurgien va finir, il faut l’espérer, par s’apercevoir ! Paul Bert avait déjà souligné, en 1876, l’importance de l’adjonction d’oxygène pour éviter les dangers d’hypoxie en anesthésie!".
Die Gesichtsmaske war aus Metall, konnte aber eine Gummidichtung haben.

Welches Gas benutzen?
Karl Ludwig SCHLEICH (1859-1922) Chirurg in Berlin, gab um 1890 ein Gemisch an, bestehend aus Chloroform, Aether und Chloraethyl. Das Gemisch war weniger toxisch als reines Chloroform.
Das Gasgemisch konnte in dem hier gezeigten Modell mittels Schraube variiert werden, und wurde dem Patienten über einen Ballon eingeblasen, der in unserm Falle noch aus einer original Schweinsblase angefertigt ist. ("Die ausgeatmete Lift entwich z.T. in eine Tierblase und wurde wieder mit eingeatmet (Aetherersparnis, Vorwärmung, Anregung des Atemzentrums durch Kohlensäure" )


Woraus den Beatmungsbeutel herstellen?
Der Beutel wurde ursprünglich aus einer Schweinsblase hergestellt - einem früher gängigen Handelsartikel . Später wurden die Beutel auch mal aus (unelastischem) Wachspapier hergestellt.

www.cas.ca/public/archive_catalog/Brochure.pdf"

Das hier vorgestellte Gerät wurde noch während des 2. Weltkrieges von der belgischen Fa. "Manufacture Belge de Gembloux" vertrieben (Katalog S. 96) und war (?) in der Pfaffenthaler Entbindungsansstalt (1876-1936) resp. in der Maternité Charlotte (ab 1936) in Luxemburg im Einsatz. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Verdampfers, wie ihn Robert Hinckley 1882 auf dem Gemälde im Massachusetts General Hospital darstellte, das die berühmte Äther-Erst-narkose von 1846 zeigt.

Erinnern wir an dieser Stelle an eine heute obsolte Darreichungsart des Aethers: die intravenöse Injektion, die 1909 von Ludwig BURKHARDT initiiert wurde (MMW 1909 nr.46, zit. Zbl.Gyn. 1910 nr. 34 S. 1159). Injiziert wurde eine 5%ige Aether-Kochsalzlösung.

Literatur:
J. Plotz, The ether inhaler of Louis Ombredanne. Remarks on his career outside France and his invention, in: Anaesthesist. 2001 Aug;50(8):605-11.