Urologie


Blasenspritzen

um 1950 

 

 

     Wegen des hohen Injektions-druckes und der Schwere der Apparatur besitzen Blasenspritzen fast immer 3 Fingerringe.

a) Spritze aus Metall nach Curt SCHIMMELBUSCH (1860-1895), auskochbar, ganz aus Metall, mit Griffdeckel,  

               eingeschliffenem Metallkolben und je einem konischen und olivenförmigen Ansatzrohr.


b) gläserne Spritze mit eingeschliffenem Metallkolben (Record) nach Jules JANET (1861-1940), einem Urologen in Paris.

 

      Auch in der Geburtshilfe fanden diese Spritzen Verwendung. Bei verzögerter Ausstossung der Plazenta wurde versucht, das Volumen der Plazenta zu vergrössern und den Uterus dadurch zu vermehrter Wehentätigkeit anzuregen - mit "Schaffung einer besseren Angriffsfläche der Wehen an der Plazenta" wurde die Aktion begründet: dabei ging es weniger um Fläche als vielmehr um Inhalt und Gewicht. Man spritzte ab 1914 die Plazenta nach MOJON*-GABASTOU** mit 250-500 ml steriler Kochsalzlösung in die Nabelvene auf. Ähnlich verlief die Kontrolle der geborenen Plazenta auf Vollständigkeit, indem man Milch in die Nabelvene injizierte. Bei der Milchprobe nach KÜSTNER*** und WAGNER wurde versucht, einen Gefässabriss am Austreten der injizierten Milch zu erkennen, die Luftprobe nach FRANKEN versuchte das gleiche, indem man Luft injizierte in eine unter Wasser getauchte Plazenta und nach aufsteigenden Luftperlen Ausschau hielt - insgesamt unsichere Methoden, die heute verlassen sind.

*Benedetto MOJON (1784-1849), Prof. in Genua, später Paris, gab 1826 das Verfahren zur Turgescierung der Plazenta an. Ein   ASTRUBADI (1754-1832) aus Rom beanspruchte das Primat der Methode. Sei's drum. Auf alle Fälle steht eines klar: die Methode kam bei den Ärzten nicht an...

**Juan A. GABASTOU (*1883) war Arzt in Buenos Aires und griff 1914 die Idee von MOJON wieder auf.

Lit.
J. Wieloch, Beitrag zur Turgescierung der Placenta nach Mojon-Gabastou, in: Journal Archives of Gynecology and Obstetrics, Springer Berlin / Heidelberg, Volume 129, Number 2 / September 1926, S. 261-270.

***Otto Ernst KÜSTNER (1849-1931) war Frauenarzt in Breslau, er gab einen Haken an zur Extraktion des Kindes am Steiss sowie eine Uterusfasszange.