Paediatrie


Diphtherie, Trachealkanülen (1)

 

 

Die Tracheotomie ist ein uralter Eingriff. Der erste gesicherte Nachweis stammt aus dem 2. vorchristlichen Jahrhundert, ASCLEPIADES von Bethynien soll den Eingriff gekannt und durchgeführt haben – Schulmediziner wie ARETAEUS von Alexandria warnten die Kollegen allerdings vor den Komplikationen des Eingriffes. Im 3. christlichen Jahrhundert wandte der griechische Arzt ANTYLLUS die Tracheotomie bei Erstickung an. Zur gleichen Zeit finden wir den Eingriff in Italien, wo ihn die Römer unter der Bezeichnung „göttlicher Eingriff“ kennen, um es der Seele zu ermöglichen, aus dem sterbenden Körper gegen Himmel zu entfliehen.


Im 14. Jh. wird der Eingriff wiederentdeckt und wird bei Obstruktion durch geschwollene Mandeln oder durch einen Fremdkörper vom Chirurgen Guy de CHAULIAC angewandt - sehr zum Ärger der katholischen Kirche, die in der „scannatio“ resp. „subscannatio“ einen nicht zulässigen Eingriff in die Wege der Seele sieht. In seinem Drama Commoedia divina (Buch XXVIII) beschrieb Dante Alighieri die Folterqualen der Tracheotomierten !


Die Renaissanceärzte, unter ihnen Pietro d’ABANO (1350-1416), der an der Universität Padua lehrte, wandelten den antiken Eingriff von einem Halsquerschnitt zum noch heute üblichen Längsschnitt um. Thomas FIENUS (1567-1631) aus Antwerpen, riet zum Einführen eines silbernen Tubus nach der Tracheotomie, bei Giulio CASSERIO (1545-1616) findet sich die erste Abbildung einer Trachealkanüle. Er rät zu einem gekrümmten Tubus – Vorbild der heutigen Tuben. Sanctorius SANTORIO (1561-1636) gab einen Troicar an, mit dem die Trachea von einem kleinen Hautschnitt aus durchbohrt werden konnte – die zeitraubende Präparation entfiel...

Als Ende des 16. Jahrhunderts eine Diphterieepidemie die Stadt Neapel heimsuchte, wurde die Tracheotomie zum gefeierten Eingriff. Den Ärzten Pierre BRETONNEAU (1778-1862) und Armand TROUSSEAU (1801-1867) verdankt die Medizin die Wiederentdeckung der Tracheotomie im 19. Jahrhundert...

 

Exponat

Silbernes Tracheotomiebesteck aus dem 20. Jh, aus Sofia/Bulgarien importiert.