Ophtalmologie


Perimeterstäbe n. HESS

um 1930 

Von 1891-1896 arbeitete Carl von HESS (1863-1923) in der Augenheilanstalt Leipzig. 1896 nahm er einen Ruf nach Marburg an. Ab 1900 Professor der Ophtalmologie in Würzburg, ab 1912 in München. Arbeiten über vergleichende Physiologie des Auges, über Refraktion und Akkomodation, Krankheiten des Linsensystems und über Farbblindheit.

Als er aufgrund seiner Versuche zur Spektralempfindlichkeit der Tiere die Auffassung vertrat, dass Fische und alle wirbellosen Tiere und insbesondere auch die Bienen total farbenblind seien, bewies der junge Karl von FRISCH (1886-1982) mit Dressurexperimenten das Gegenteil - und war mit einem Schlag ein angesehener Forscher...

Zur Ermittlung des Feinsehens der Farben hatte v. HESS einen Test entwickelt, bei dem er Farbplättchen unterschiedlicher Farbe und Grösse in das Blickfeld des Probanden brachte und so das Gesichtsfeld auslotete (Perimeterstäbe).

Er schrieb:
- Zur Kenntniss des Ablaufes der Erregung im Sehorgan (1901)
- Die neue Universitäts-Augenklinik in Würzburg (1901)
- Beitr. z. Kenntnis des Tapetum lucidum im Säugerauge (1911)
- Ernst Fuchs (1911)
- Neue Untersuchungen z. vergleich. Physiologie des Gesichtssinnes (1913)
- Ueber eine bisher nicht bekannte Ursache schwerer eitriger Chorio-Retinitis mit Netzhautablösung (1913)
- Ueber Schädigungen des Auges durch Licht (1913)
- Der Farbensinn der Vögel ... (1917)
- Beiträge zur Frage nach der Entstehungsweise des Altersstares (1918)
- Beiträge zur Frage nach einem Farbensinne bei Bienen (1918)
- Einfache Apparate zur Untersuchung des Farbensinnes und seiner Störungen (1920)
- Die angeborenen Farbensinnstörungen und das Farbengesichtsfeld (1920)
- Dienen Rotgrünblindheiten (1920)
- Die Farbensinnprüfung des Bahn- u. Schiffspersonals ... (1920)
- Die Bedeutung des Ultraviolett für die Lichtreaktionen bei Gliederfüsslern.

Carl von HESS starb 1923 in München als Ordinarius für Augenheilkunde an der Universität der bayerischen Landeshauptstadt. Die zwölf Jahre, die Hess in Würzburg verbracht hatte, stellen jedoch den Höhepunkt seines Schaffens dar.

Nachruf auf v. HESS
K. Wessely, Carl von Hess +. MMW 70 (1923) 987-988.

Das vorgestellte Ensemble zum Ausloten des Gesichtsfeldes mit Farbtupfen - in der Originalschatulle - stammt aus dem Nachlass des ab 1958 in Luxemburg etablierten Kollegen Norbert KETTER (*1928), der es von seinem Vater hatte. Heutige Augenärzte kennen die Plättchen, wenn überhaupt, so nur noch aus alten Lehrbüchern…