Innere Medizin


Apotheken-Rezept (4), um 1780

Abführmittel

Rezepte kamen im 16. Jahrhundert auf. Es wurde in vielen Städten Pflicht in der Apotheke ein Rezeptbuch für die Ärzte auszulegen. Dieser schrieb dann Anordnungen für die Arzneizubereitung nieder (Hinrichsen T., Jodat B., Von Apotheken, Pillen und Kräutern, Husum 2001, S.16). Daraus entwickelten sich Rezeptsammlungen, „Medicametarien“ oder „Pharmakopöen“ genannt (Hinrichsen 2001, S. 24).

Abführung, Aderlass und Einlauf - sehr viel mehr hatte die Medizin im 17. und 18. Jahrhundert nicht zu bieten. Vorgestellt wird ein typisches Rezept für ein Abführmittel "ancien régime".

- Senné moudé (vgl. "moudre", mahlen; heute schreibt man "moulu")
- rhubarbe
- agaric de chac (heute hiesse es "chacun") un gros
- tamarind demi-once
- manne deux onces
dans un verre d'eau faites une purgation
Durande
pour Monsieur de St. Pierre

Zu dem Arzt Durande
Jean-François DURANDE (1732-1792) war der Erste, der in Dijon eine "Flors de Burgogne (1782) herausgab, in der die Pflanzen unter wissenschaftlichem Aspekt klassifiziert waren, sowie "Notions Élémentaires de Botanique, avec l'explication d'une carte composée pour servir aux cours publics de L'Académie de Dijon, Dijon, 1782 chez L.N. Frantin". An medizinischen Texten sind seine auch in deutscher Übersetzung viel gelesenen "Beobachtungen über die Würkung der Mischung von Schwefeläther und dem flüchtigen Terpentinöl bey Leberschmerzen die von Gallensteinen entstehen / Aus dem Französischen des Herrn Durande. - Helmstädt : Fleckeisen, 1791" am bekanntesten.

Zu den Inhaltsstoffen
- Senné, gemahlen. Bis ins Mittelalter fand Senna bei Infektions- krankheiten wie Lepra, Magenerkrankungen und Augenleiden Verwendung. Erst zu Beginn der Neuzeit, im 16. Jahrhundert, gewann die Pflanze ihre Bedeutung als Laxans (Abführmittel): Theophrastus Bombastus von Hohenheim empfahl Sennesblätter in Kombination mit Lauch und Wermut erstmals als Abführmittel.
- Medizinalrhabarber (Rheum rhabarbarum; nicht identisch mit unserm Gartenrhabarber) wird seit dem 16. Jh. aus China via Sibirien, unter russischer Kontrolle also, nach Europa importiert – erst nach England, Frankreich und den Niederlanden, seit Mitte des 19. Jh. auch nach Deutschland. Das aus der Wurzel gewonnene Pulver (Radix Rhei pulveratus) wirkt anregend auf die Dickdarmmuskulatur. Um den teuren Import zu umgehen, züchteten schlaue Mönche einen eigenen Rhabarber. So wurde in den Klostergärten der Franziskaner der Rhabarber, dem das berühmte Ordensmitglied Roger Bacon (1214 – 1294) wegen seiner laxierenden Wirkung besondere Heilkraft zugeschrieben hatte, so intensiv gezüchtet, daß eine Art der Pflanze den Namen "Rheum Franciscanorum" erhielt.
- Agaric. Agaric(um) ist ein auf alten Lärchen wachsender Pilz. Aus seinem Inneren wird das Abführmittel hergestellt.
- Tamarind. Aus den Früchten (Bohnen) des in Wüstenregionen wachsenden Tamarindenbaumes wird seit alters her ein Laxativum hergestellt
- Manna. Aus dem Fruchtfleisch des "Mannabaumes" (Cassia fistula) wird ein starkes Laxativum hergestellt. Alhagi maurorum kommt als charakteristische Wüstenpflanze in Westasien und Nordostafrika vor. Sie wurde auch in Nordamerika stellenweise eingebürgert. An heißen Tagen schwitzen die 1 Meter hohen Sträucher ein honigartiges Exkret aus, das in der Nacht zu rötlich-braunen Körnern erstarrt und am frühen Morgen in Krügen gesammelt wird. Es dient als Konfekt und leichtes Abführmittel. Es ist auch unter dem Namen „Persisches Manna“ bekannt.