Innere Medizin


Anrede des Arztes (2)

 

Die hier vorgestellten Postkarten führen Ihnen die Nöte vor Augen, die Höllenqualen, die ein einfacher Luxemburger zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausstand, wenn er seinen Arzt zu sich beten wollte. Wie wollte so ein Herr angeredet werden? Wir haben gesehen, dass er - zum Entsetzen heutiger Kollegen - einfach "Herr soundso" angesprochen wurde ...


Doch was auf den Umschlag des Briefes schreiben? Manche Anschriften sind steif, förmlich:

  • Herrn Dr. Arendt, Arzt zu Cap (5.1.1907) [Grenzaufseher Nic. Koch aus Kahler].
  • Herrn Docteur Arendt, Capellen (7.4.1911) [Grenzaufseher Peschon aus der Gaichel]: Werter Herr Docteur - hier finden wir die typisch luxemburgische Vermischen deutscher und französischer Elemente.


    In andern Anschriften treffen wir auf die skurrilsten Schreibweisen für den "Doktortitel":

  • Doktor (29.8.1906): Geehrter Herr Doktor ... Mit aller Hochachtung Ihr ergebenster [Weber aus Körich].
  • Docktor (23.1.1907): Geehrter Herr Docktor ... es grüsst Sie freundlich [Johann Dill-Majerus aus Simmern].
  • Doctor (16.4.1917):Sehr geehrter Herr ...Achtungsvoll [Frau Bachim aus Nospelt].
  • Dockteur (15.1.1925): Herrn Tourneur ... grüsst hochachtungsvoll [Malermeister N. Bouché aus Beckerich].

    Den folgenden "Bock" findet man noch heute gelegentlich:

  • Artzt (13.8.1907): Herr Arendt ... mit höflichstem Gruss [Rappale aus Eich].


    Wieviel besser hatte es da ein Kollege (Dr.Eugène Bricher):

  • Docteur (7.1.1911): Cher Félix ... Bonne poignée.


    Mein Dank geht, wie schon so oft, an Familie J.Bichel aus Helmsange, die so freundlich war, mir diese Karten zu überlassen.