Innere Medizin


A book to start: HIPPOCRATES

Opera omnia, Ausgabe Basel bei Froben, 1554 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von HIPPOCRATES besitzen wir eine Sammlung von 72 Schriften, mit ungefähr 59 Abhandlungen: das sog. Corpus hippocraticum, das allerdings zum grössten Teil apokryph ist. Schon die Antike wusste um dieses Makel. So erkannte der griechische Grammatiker Erotianus (um 50 n. Chr.) nur 31 Schriften als echt, GALEN (um 150 n. Chr.) nur deren 13 als echt an. Nach 1800 zersetzte eine schonungslose Echtheitskritik die Schriften des grossen Arztes, die in der Vorstellung gipfelte, dass nicht eine einzige Zeile des Corpus hippocraticum aus der Feder des Arztes HIPPOKRATES stamme. Man glaubt heute (Kurt Pollak, Die Heilkunde der Antike, 1969, S. 87), dass der Grundstock der hippokratischen Schriftensammlung nichts anderes ist als die Bibliothek der Medizinschule von Kos. Möglicherweise enthält die Sammlung zusätzlich Schriften aus rivalisierenden Schulen wie Knidos: einige Schriften des Corpus hippocraticum widersprechen sich vollends.

 

"Quae medicamenta non sanant, ea ferrum sanat; quae ferrum non sanat ea ignis sanat; quae vero ignis not sanat, ea insanabilia reputari oportet" (Hippocrates Sect 8, aph. 6).

 

Gesammelt wurden die Schriften erstmals unter Ptolemaios I, Satrap von Alexandria, wo das Werk um 300 v. Chr. den Gelehrten aus aller Welt zur Verfügung stand. Im 2. Jh. nach Chr. erschienen 2 grosse Hippokrates-ausgaben, auf denen die Texte des Mittelalters fussten. Wir wollen hier nur die Ausgaben des 16. Jahrhunderts erwähnen:

  • Guillaume Cop(1460-1532), Nicolo Leoniceno (1428-1524), Andrea Brenta leisteten Vorarbeit...
  • 1525 Marcus Fabius Calvius (aus Ravenna), editierte in Rom eine erste lateinische Ausgabe.
  • 1526 Francesco Torresani (Jean-François D'Asola), gab bei Aldus in Venedig eine erste gedruckte Ausgabe mit griechischem Text heraus (aktueller Handelswert 65.000 Englische Pfund bei W.P. Watson).
  • 1526 Andreas Cratander (Drucker in Basel), zweite lateinische Gesamtausgabe (2). Aktueller Handelswert 4.000 Englische Pfund bei W.P. Watson.
  • 1538 Cornarius, Basel, revidierter griechischer Text der Aldine-Ausgabe von 1526. Bei Froben in Basel. Seine Widmung an den Kanzler Karls V., dem Juristen Matthias Helt aus Arlon (!)- einen scharfen Gegner des Protestantismus - datiert bereits vom 26. März 1536.
  • 1546 Cornarius, Basel. Dritte lateinische Übersetzung bei Froben, ausgehend von der Aldina von 1526 und drei Handschriften, die Froben seinem Arzt und Übersetzer zur Verfügung stellte:
    * eine habe der Augsburger Arzt Adolph OCCO zur Verfügung gestellt,
    * eine stamme aus der Bibliothek Johannes Dalbergs,
    * die dritte habe Hieronymus Gemusaeus, der sie auch für die Frobenii verglichen habe, aus Paris vom Arzt Nicolaus COPUS (Kopp), einem Sohn des ehemaligen Basler Leibarztes des Königs von Frankreich (von Franz I.) Wilhelm Kopp ausgeliehen.
  • 1554 Cornarius, Basel. Vierte lateinische Gesamtausgabe, bei Froben. Cornarius hatte dazu, wie man seiner Widmung von Zwickau, 13. August 1553, an Rat und Volk seiner Vaterstadt entnehmen kann, seine Übersetzung nochmals mit seinen Notizen aus den drei griechischen Handschriften, die er für die Übersetung von 1546 verwendet habe, verglichen und Verbesserungen angebracht
  • 1558 Cornarius. Fünfte lateinische Ausgabe bei Froben (Handelswert aktuell 3.024 Euro bei Buddenbrooks, NY).

    Johannes Froben (1460-1527) studierte in Basel die alten Sprachen und gründete 1491 "Am Totengässlein 3" in Basel eine eigene Druckerei, wo er als erstes 1491 eine lateinische Bibel herausgab, später folgten Werke der Kirchenväter und seines Freundes Erasmus von Rotterdam. Unter Medizinern ist sein Name untrennbar verbunden mit PARACELSUS, der ihn wegen eines Fussleidens behandelte. Sein Sohn Hieronymus Froben (1501-1563) führte, zusammen mit seinem Stiefvater Johann Herwagen und seinem Schwager Nikolaus Episkopius das Geschäft des Vaters in dem heutigen Hause "An der Bäumleingasse 18" weiter.

    Johannes CORNARIUS resp. HAGUENBOT, ein aus Zwickau gebürtiger Arzt, verbrachte 15 Jahre seines Lebens damit, die Werke Griechischer Meister ins Lateinische zu übersetzen. Obwohl er weder die Feinheiten der griechischen, noch diejenigen der lateinischen Sprache beherrschte, galt seine Übersetzung des Hippokrates lange Zeit als die beste. Er praktizierte in Zwickau, Frankfurt, Marburg, wo er ab 1542 Professor der Medizin war, Nordhausen und Jena, wo er 1558, erst 48-jährig, an einem Schlaganfall verschied.

  • 1579 Cornarius, Basel, posthume Herausgabe von 22 Traktaten.
  • 1588 Geronimo Mercurialis, griechisch-lateinische Gesamtausgabe, basierend auf der Ausgabe von Cornarius, Venedig.
    Erwähnen wir noch, dass Anutius FOESIUS (1528-1595), Stadtarzt in Metz (!), 1595 in Frankfurt a.M. eine gute griechisch-lateinische Übersetzung mit kritischen Anmerkungen herausgab.


© 2008 Dr. André Kugener
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