HNO


Kehlkopfkürette

Kürette, Detail und Übersicht 

Der erste Bericht über einen Kehlkopfkrebs stammt von MORGAGNI (1732, Sektionsbericht). 1798 wurde erstmals die Entfernung eines Fremdkörpers über die Laryngofissur durch PELLETAN bekannt. Die Einführung der Spiegeluntersuchung des Kehlkopfes in die Klinik durch Türck und Czermak (1858) klärte auch das Krankheitsbild des Kehlkopfkrebses.
Das gynäkologische Beispiel von RECAMIER machte alsbald Schule: die HNO-Ärzte trugen Ende des 19. Jahrhunderts mit ihren Küretten Infiltrate und pachydermische Wucherungen der hinteren und vorderen Kehlkopfwand ab, Papillome an Stimm- und Taschenbändern, an der laryngealen Fläche der Epiglottis u. am lig. aryepiepiglotticum.

Um 1900 gab es im Handel (Medicinisches Waarenhaus Actien-Gesellschaft Berlin) eine weite Palette von Kehlkopfküretten. Vorgestellt wird ein Import aus den USA, ein Fabrikal von Georg Tiemann/NewYork, eine sog. scharfe Kürette nach KRAUSE „horizontal schneidend“. Anders als bei den gynäkologischen Küretten, schabte diese Kürette mit einem flachen Ringmesser (die gynäkologischen Küretten arbeiten alle nach dem Prinzip der „vertikalen Schneide“.

Für die Therapie entstand eher zunächst eine Zweigleisigkeit: Die lebensbedrohlichen Formen machten rettende Operationen erforderlich, welche ausschließlich in den Händen der Chirurgen blieben. Die Laryngologie beschränkte sich lange Zeit auf Diagnose, Festlegung der Prognose und endolaryngeale Eingriffe von der Biopsie bis zur Entfernung von Polypen.
Die erste Kehlkopftotalexstirpation bei einem Kehlkopfkrebs gelang BILLROTH l873 (publiziert durch Gussenbauer). Die erste Pharynxquerresektion gelang LANGENBECK. Mit den verbesserten Operationsmethoden von Gluck und Soerensen, die bis heute gültig geblieben sind, verschwand schließlich die primäre Operationsmortalität (anfänglich 80% , heute weniger als 1%). Das neunzehnte Jahrhundert endete mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen und des Radiums. Das erste Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts bringt praktisch schon fast alle Kehlkopfoperationen durch die Laryngologie und auch die Einführung der Strahlentherapie. Die Strahlentherapie war zunächst nicht erfolgreich wegen der zahlreichen Versager und wegen ihrer katastrophalen Folgen. Besserung erreichte man dann die fraktioniert-protrahierte Bestrahlung und die Radiumkontakt-bestrahlung. Das zweite Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts brachte die Entwicklung der funktionserhaltenden Teilresektion, das dritte Viertel schließlich zahlreiche Techniken zur funktionellen Rekonstruktion nach Total-exstirpation. In der Strahlentherapie begann jetzt die Nutzung der Fortschritte der Kernphysik mit Übergang auf Teleradium, Telekobalt, schnelle Elektronen, Hochvolt-Röntgentherapie, Neutronen und Protonen sowie die Präzisierung der Dosimetrie unter Hinzunahme der Computer-tomographie.