Geburtshilfe


Ansichtskarte, Gebt uns erfahrene Hebammen !

 

Wasserüberlieferungen kennen wir für Luxemburg nicht. Viele Eltern hierzulande hatten ihr Kind "am Guard gepléckt," wo sie lange Zeit zuvor ein Samenkorn in die feuchte Erde gelegt hatten. In Vianden grub die Hebamme die Kinder unter einem Buchsbaum (lux. Pällem) heraus, anderswo auch schon mal unter einem Lorbeerbaum (J. Hess, Luxemburger Volkskunde 1929, S. 166). Auch in der Eifel, wo es keine endemischen Störche gibt, grub die Hebamme die Kinder unter einem Buchsbaum aus und versteckte sie in der Kabbesbütte, in der man für gewöhnlich das Sauerkraut einmachte.

In Luxemburg kursierte auch die Geschichte von dem Auffinden des Neugeborenen in einem Kohlkopf:

  • "Du wars jo deemols nach am Kabes" - damals warst du noch nicht geboren.
  • "Kläng Kanner wuessen am Kabes".
    Dabei überliess der Volksmund vielfach nicht mehr den Eltern das Auffinden der Kinder - wozu hätte man sonst einer Hebamme bedurft!

    Um den Kindern die Rolle der Dorfhebamme erklären zu können, erfand man die "Kabbeszüchtende Hebamme". Mein Vater erzählte mir, dass in seinen Kindertagen, um 1920 also, die Hebamme von Hagen / Steinfort in ihrem Keller eine "Kaabesbidden" - eine Kohlbütte - besass, aus der sie die georderten Kinder hervorholte.

    Karl Mersch schreibt dazu:
    "Während in Deutschland und anderswo der Klapperstorch die Kleinen ins Haus bringt, wachsen dieselben, nach dem Kinderglauben, bei uns im Keller der Hebamme in einem Kohlkopf. Sobald eines schreit, holt es die Hebamme herauf und trägt es in ein Haus, wo man es bestellt hatte. Die Eltern kaufen dann das Büblein oder Mägdelein der Hebamme ab" (Die Luxemburger Kinderreime, V. Bück 1884, Reim no. 65).

    So kamen noch um die Jahrhundertwende in Echternach, wie auch in den meisten andern Orten des Landes, die Kinder aus dem Kohlkopf der Hebamme:
    "Nicht der Storch brachte die Kinderchen, sondern die Hebamme. Die Hebamme bezog sie aus einem dicken "Kaabeshäät" oder aus einem "Kasärestoak". Wenn besonders starke Nachfrage herrschte, hatte sie auch wohl einen Vorrat im Keller. Sie griff dann nur blindlings hin, steckte das Kindlein in ihre schwarze Tasche und brachte es den Eltern" (Simon).