Chirurgie


Oesophagus-Sonde (Teil 1)

um 1900

 

"Fremde Körper in der Speiseröhre bilden nicht selten Gelegenheit zu operativem Einschreiten. Man muß versuchen, diese mit geeigneten Instrumenten, "Münzenfänger" etc., herauszuholen, oder sie in den Magen hinabstoßen. Nur in verzweifelten Fällen schreitet man zur Eröffnung der Speiseröhre durch den Speiseröhrenschnitt (griech. Ösophagotomie), indem man von außen durch die Haut und Muskeln des Halses die Speiseröhre eröffnet. Diese Operation ist schwierig und nicht gefahrlos; sie wird auch ausgeführt, wenn nach Schwefelsäure- oder Laugevergiftungen oder im Gefolge krebsiger Zerstörungen solche Verengerungen der Speiseröhre entstanden sind, daß nicht einmal flüssige Nahrung in den Magen gelangt und der Tod durch Verhungern droht" (Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1892).

 

TROUSSEAU gab ein Set von Erweiterungsoliven an, mit denen man Verengungen der Speiseröhre kurieren konnte. Interessant ist neben den Elfenbeinoliven der Münzenfänger "crochet à bascule de GRAEFE", eine Art kleiner Fallschirm, mit dem verschluckte Münzen hochgezogen werden konnten...
Es fehlt der Schwamm resp. das 6. "Ei".

 

"Ulflingen, 28. Sept. (Gerettet.) Das 5jährige Söhnchen eines hier stationirten Stationsassistenten spielte letzthin mit einem Geldstück. Nach Gewohnheit der Kinder nahm der Kleine die Münze in den Mund; plötzlich geriet dieselbe durch Schlucken in die Speiseröhre, wo sie während neun Tagen sitzen blieb, so daß das Kind während dieser Zeit keine feste Nahrung zu sich nehmen konnte und große Schmerzen zu leiden hatte, bis es der ärztlichen Kunst und geschickten Behandlung des Hrn. Dr. Delvaux aus Luxemburg gelang, das Geldstück herauszunehmen. Der Kleine ist jetzt wieder froh und munter" (Bürger- und Beamtenzeitung vom 1.10.1903).

 

Abbildungen des Münzenfängers finden sich S. 212/213 in dem um 1910 editierten (1987 wiederaufgelegten) Katalog der "Medicinisches Waarenhaus Actiongesellschaft Berlin".

Armand TROUSSEAU (1801-1867) galt seinerzeit als der grösste Kliniker Frankreichs. In Paris führte er die erste Tracheotomie durch wegen Krupp. Selber an Asthma leidend, entwickelte er 1844 Zigaretten, deren Wirkstoffe die Anfälle kupierten - die Methode wurde bis 1995 praktiziert.