Chirurgie


Aderlass-Schale (1)

 

 

Wieviel entnehmen? 

Macht man einem sonst gesunden und kräftigen Menschen einen Aderlaß, so soll die Menge des gelassenen Blutes soviel betragen, wie ein kräftiger, durstiger Mann auf einen Zug Wasser trinken kann.
Wenn einer körperlich schwach ist, soll der Aderlaß soviel betragen, wie in ein Ei von gewöhnlicher Größe hineingeht. Denn ein Aderlaß, der über das Maß hinaus vorgenommen wird, schwächt den Körper gerade so wie ein Regenguß, der ohne Maße auf die Erde fällt, diese schädigt.

 

Womit das Blut auffangen?

Die Aderlassbecken zum Auffangen des Blutes waren aus Zinn, oder Silber, sie hatten zunächst gerade Seiten, nahmen aber gegen Ende des 17. Jh. eine leicht konvexe Form an. Im Grunde konnte jede Schale als Aderlassbecher herhalten, einige Schalen aus dem 18. Jh. zeigen eine Eichung mit Unzenstrichen...

 Ein 1689 in Norwich für John WORRELL angefertigtes Becken, der 1693 Obermeister der Innung der Baderchirurgen von Norwich war, scheint das einzige Verbindungsglied zu sein, das zwischen dieser Art Becken und der Aderlasspraxis besteht: es ergibt sich nämlich die merkwürdige Tatsache, dass wir keine Beweise dafür besitzen, welche der auf uns gekommenen Instrumente nun wirklich als Aderlassbecken verwendet wurden. Auch dieses eine Instrument kann sogar die Ursache eines jahrhundertelangen Missverständnisses gewesen sein. Von Michael CLAYTON stammt die etwas ärgerliche Feststellung, dass wohl jedes beliebige Instrument diesem Zweck gedient haben könnte; da die meisten vermeintlichen Aderlassbecken aus der Zeit zwischen 1625 und 1730 stammen, fragt man sich, welche denn nach dieser Zeit bis zum Ende des 19. Jh. verwendet worden sind.

 

Wohin mit dem Blut?

"… ward das Schröpfen in den Badstuben beim Ofen, deßgleichen das Schröpfen und Baden in eigenen Privathäusern mit der Auflage vom Verbote ausgenommen, daß das Geblüt nicht auf die Gassen geschüttet oder geflößt, sondern aufgefangen und vergraben werde" (Joh. Bapt. Scharold, Geschichte des gesammten Medizinalwesens im ehemaligen Fürstenthum Würzburg, Das Mittelalter und sechzehnte Jahrhundert darstellend, Würzburg 1825 S.102) – eine sinnvolle Anordnung der Stadt Würzburg im ausgehenden 16. Jahrhundert: das Blut durfte nicht (mehr) in die Gosse oder in den Fluss ausgekippt werden.

 


Ein empfehlenswerter Link:
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