Anästhesie


Chloroform, Maske (4)

abb89

Maske n. SCHIMMELBUSCH, um 1900

 

 

Narkose 1907
"Mertert, 80. Juli. (Per Telephon.) Gestern abend löste ein junger Mann zu Manternach ein Billet für den letzten Zug Luxemburg-Trier. Zu Mertert stieg der besagte Passagier aus und wartete auf den Schnellzug, der gegen Mittelnacht von Trier nach Luxemburg fährt. Beim Herannahen des Zuges suchte sich der Mann auf die Schienen zu werfen; doch die Beamten zogen ihn weg, was ihnen nur unter den größten Anstrengungen gelang. Man sperrte den Lebensmüden, der augenscheinlich wahnsinnig war, ins Stationsgebäude ein, wo er sofort alle Fenster zerschlug. Die Gendarmen von Wasserbillig, die eiligst requiriert worden waren, banden den Unglücklichen und brachten ihn nach Grevenmacher zum Doktor, wo man ihn chloroformieren musste, um den Ausbrüchen der Tobsucht Einhalt zu tun. Nach dem Erwachen mußte der Arme von Neuem gebunden werden da er durchaus nicht zu beruhigen war. Schließlich brachte man ihn über Wasserbillig nach Ettelbrück. Allem Anscheine nach hat man es mit einem irrsinnigen Deutschen zu tun, der vielleicht einer ausländischen Heilanstalt entsprungen ist" (Luxemburger Wort, 30.7.1907).

Narkosen wurden um die Jahrhundertwende von Chirurgen und Krankenschwestern durchgeführt, die Geräte mussten demzufolge einfach im Gebrauch sein, das benutzte Anaesthetikum musste gut steuerbar sein. Der Einfachheit halber wurde das OMBREDANN'sche Gerät daher schon nach 1862 vielfach zugunsten der einfacheren SCHIMMELBUSCH-Maske aufgegeben, bei der Äther auf eine Maske geträufelt wurde, die auf der Nase des Patienten lag, wobei flüssiges Äther im Kontakt mit der Gaze der Maske verdampfte und vom Patienten eingeatmet wurde...

 

Die SCHIMMELBUSCHMASKE wurde in einer metallenen Dose aufbewahrt, zusammen mit der passenden Tropfflasche.

 

 

Exponat

Vorgestellt wird eine "Chloroform-maske" nach SCHIMMELBUSCH*, wie sie noch 1942 im Katalog der "Manufacture Belge de Gembloux" unter der Katalog-Nr. 15323 angeboten wurde als "Masque pliant pour anesthésie au chloroforme".
Der Chirurg Curt SCHIMMELBUSCH kam am 16.11.1860 in Grossnogarth / Westpreussen zur Welt, er starb in Berlin am 2.8.1895. Nach ihm wurden die Maske und eine Trommel zur Sterilisierung und Aufbewahrung von Material benannt.