Antike


Phiole

"Tränenfläschchen", Trier, um 200 n.Chr. 

Medikamente wurden in Töpfchen verschiedenster Art aufbewahrt und verschickt. So wurde das Präparat "Lykion" in kleinen, becherähnlichen Näpfchen aus Ton, gelegentlich auch aus Blei verpackt, die jeweils einige wenige Milliliter fassten. Einige der Behältnisse tragen die Bezeichnung Lykion, andere einen Aklepioskopf oder einen Apollo-Dreifuss als Symbol für den medizinischen Inhalt.

Andere Medikamente wurden in Fläschchen abgefüllt, wobei man den Inhalt wohl an dem - auf dem Verschluss oder auf einem angehängten - Etikett lesen konnte. Da die Gläser keine Aufschrift besitzen, sind sie nur im Verbund der Grabungsstücke als Medikamentenfläschchen zu identifizieren.

In Rom wurde Glas als Material für Medikamenten- und Kosmetikgefässe benutzt, nachdem das Geheimnis seiner Herstellung über Syrien und durch die Phönizier allmählich nach Europa gedrungen war. Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurde das Glasblasen erfunden.

Vorgestellt wird ein in Trier ausgegrabenes, 132 mm hohes Salbgefäss, ein sog. "Balsamarium" mit leicht abgeflachtem Boden. Diese Form des Glasbehältnisses war sehr verbreitet - viel zu häufig, um Medikamentenfläschen sein zu können.

Mehrere, dem hier gezeigten Fläschchen sehr ähnliche Phiolen, werden in dem Bildband "Die Sammlung" von B. Olonetzky, Thieme-Verlag 1980, S. 88) als Medizinalfläschchen ausgegeben. Bei den sog. "Medizinalfläschchen" aber handelt es sich in den allermeisten Fällen um sog. "lacrimalien" - um Flaschen, in denen die Hinterbliebenen ihre Tränen auffingen, um sie dem Toten ins Grab beizugeben als Beweis ihrer innig empfundenen Trauer.

Alles Histörchen und Umschreibungen für ein Beerdigungsritual, bei dem die Römer ein Parfumfläschchen neben den einbalsamierten Leib ihrer Verstorbenen legten, bevor das Grab versiegelt wurde ...

"Flacon à panse et col évasé. Encore appelé "lacrymatoire", par assimilation erronée au rite des pleureuses professionnelles aux obsèques dans l'antiquité, ce récipient servait à contenir des collyres ou des onguents. L'aspect irisé provient de la dégradation du verre par l'acidité et les pigments minéraux du sol des endroits ou il a été retrouvé lors de fouilles."

Peter Ustinov als "Nero" im Film "Quo vadis": als er ein Tränchen zerdrückte, rief er nach seinem Tränenglas, um die Träne aufzufangen ...

Auch in Luxemburg wurden derartige Fläschchen gefunden: "Am "Halerbach" wurden im frühen 19. Jh. römische Münzen gefunden. 1859 entdeckte man weitere Münzen sowie zwei "Urnen", zwei Tränenfläschchen und zwei "kupferne Vasen": Es werden Prägungen Neros, Titus' und Constantius I. erwähnt" (Weiller 1972, 366 Nr. 158, Carte Arch. Lux. 12, 1980, 44; Publ. Section Hist. Inst. Luxembourg 3, 1847, 190). Nichts hinderte den römischen Arzt oder Apotheker daran, seine Säftchen in typengleichen Fiolen an den Mann zu bringen!