Antike


Zäpfchen-Zange

 

 

Die Zäpfchen-Zange wurde entwickelt zur Amputation der Uvula. Dieser Eingriff ist von Aetius in der ersten Hälfte des 6. Jh. beschrieben worden: bevor das Zäpfchen abgeschnitten wurde, wurde dieses mit Hilfe besagter Zange langgezogen.

 

Mehrere dieser Zangen wurden gefunden. Das Londoner British Museum beitzt eine 197 mm lange Uvula-Zange aus dem 1.-2. Jh. n.Chr.: "Uvula crushing forceps".

 

Die bekannteste ist wohl die "Pariser Zange". 1880 wurde hinter dem Theater in der av. des Gobelins, unweit der Place d'Italie, im Südosten des heutigen Paris ein bedeutender Fund getätigt. Auch wenn der Fund von Tabanelli (*) als Grabfund gewertet wird, so darf man an dieser Theorie Zweifel anmelden. Wegen der gleichzeitig gefundenen 75 Münzen (Tetricus I und Tetricus II, bis 274 n.Chr) darf man eher davon ausgehen, dass das Material von seinem Besitzer vergraben wurde, als die Franken 275 in Paris einfielen. Bei dieser Auseinandersetzung kam der Besitzer offenbar ums Leben. Nördlich der Fundstelle erstreckte sich im 4. Jh. der christliche Friedhof von Saint Marcel. Zum Pariser Schatz gehörten :

- 1 Kupferkessel

- 1 Salbenreibstein aus weissem Marmor

- 1 Schröpfkopf

- 1 Kästchen aus versilberter Bronze

- 5 runde Büchsen aus vergoldeter bzw. versilberter Bronze, die Medikamentenreste aus Metallbasis (Kupferoxyd) enthielten.

- 5 Pinzetten

- 2 Klammern

- 2 Zangen

- 2 Spatelsonden

- 2 Sonden

- 3 Skalpellgriffe

- 1 Löffel mit Ausguss

- 1 Gabel

- 1 Klammer (mit Lanzette ?)

Der Fund ging zunächst in die Privatsammlung Toulouze-Piketty-Taté / Paris über - galt dann als verschollen (**). Jetzt Teil der Sammlung der "Mairie de Paris": "Trousse de chirurgien, dernier quart du IIIe siècle après J.-C.?, Tôle de bronze et bronze martelés, coulés ou torsadés, laiton (?), argent plaqué, marbre et pierre noire taillés, monnaies frappées. Provenance: Dépôt funéraire (35 objets et 74 monnaies), 180, avenue de Choisy, mise au jour par Eugène Toulouze en 1880. Ancienne collection Toulouze-Piketty-Taté, achat en vente publique en 1991; Inv.: AM 1071".

 

Lit.:

(*) M. Tabanelli, Lo strumento chirurgico e la sua storia, 1958.

(**) E. Künzl, Medizinische Instrumente aus Sepulkralfunden der römischen Kaiserzeit, 2. Aufl 1983 S.74

(***) Th. Meyer-Steineg und Sudhoff, Geschichte der Medizin im Überblick mit Abb. 1922, S. 37.

 

Exponat

Vorgestellt wird eine Uvula-Zange, 1999 in Luxemburg erstanden aus dem Nachlass eines deutschen Sammlers, dessen Angehörige auf Anonymat bestanden. Länge 200 mm. In unserer römischen Sammlung ist dieses Instrument das einzige, das aus zwei zusammengefügten Teilen besteht. Erinnern wir in diesem Zusammenhang daran, dass schon die Römer die Technik des Lötens kannten (Messingteile wurden mit einem leichtflüssigen Metall, z.B. Galmei, verbunden. Selten wurden Schrauben verwandt. In dem gezeigten Exponat finden wir die damals geläufige Zusammenfügung mittels Niete.