Amulette


Skapulier (1)

 

 

Das Skapulier ist aus dem Überwurf des Karmeliterordensgewands im Mittelalter entstanden. Der Überwurf zeigte Bilder unserer Lieben Frau von Karmel und das Herz Jesu, zum Schutz gegen das Böse.

 

Papst Johannes XXII. verkündete am 03.03.1322 in der Bulle Sabbatina, die Gottesmutter habe versprochen, wer das Skapulier trägt, die standesgemäße Keuschheit beobachtet, jeden Tag die kleinen marianischen Tageszeiten betet und am Mittwoch / Freitag / Samstag fastet (kein Fleisch isst), den wird sie am Samstag nach seinem Tode aus dem Fegefeuer befreien. Papst Pius X. hat diese Bulle am 16.12.1910 anerkannt und ausdrücklich dieses Privileg auch auf jene ausgeweitet, die anstelle des Stoffskapuliers eine geweihte Medaille tragen.

 

Im reichen Schatz der Sakramentalien der heiligen Kirche gibt es mehrere Skapuliere verschiedener Orden. Das bedeutendste aber - und am weitesten verbreitete - ist das braune Skapulier vom Berge Karmel. Das fünffache Skapulier (gemäß der Segnung im Rituale Romanum) enthält die folgenden Skapuliere:
- das weiße Skapulier der Trinitarier
- das rote Skapulier der Passion Jesu
- das blaue Skapulier der Unbefleckten Empfängnis
- das schwarze Skapulier der Diener Mariens (Serviten)
- das braune Skapulier Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel (echt gewebte Wolle!)
Dieses grosse Skapulier kann nicht durch eine Medaille ersetzt werden.

 

In manchen Ortschaften trug einst jedes Kind und auch fast jeder Erwachsene ein Skapulier, wobei die Kinder ein "einfaches", die Erwachsenen zumeist ein "fünffaches" hatten. Die einfachen Skapuliere wurden am "Skapuliersonntag", dem Sonntag nach dem 16. Juli, vom Ortsseelsorger in der Kirche geweiht, die Erwachsenenskapuliere dagegen wurden zumeist von den Bußpredigern bei den Missionen geweiht oder auch von Kapuzinerpatres verteilt. Diese Skapuliere wurden um den Hals getragen und sollten vor Unglück, Gefahren und allen bösen Geistern schützen. Die Skapulier-Amulette wurden gelegentlich in der Volksmedizin eingesetzt, um bei dem Kranken eine Entscheidung herbeizuführen - er sollte entweder schnell und ohne unnütz zu leiden sterben - oder schnell gesunden, nicht aber so daherliegen.


"Viertens. Wann man ein solches Bild zu den Krancken gebracht, an denen zu zweifflen gewest, ob sie sterben, oder genesen werden: und einstweders ihnen solches vorgehalten, oder aufgelegt, haben sich die Krancken bald verändert, dass es zum Sterben, oder Leben gewesen.

 

Auch zur Erleichterung schwerer Geburten fand das Skapulier Verwendung und übernahm so die Rolle der selteneren St. Margarethenbänder...

"Fünftens. Hat es in unterschiedlichen Krankheiten geholffen, wann solches Bild Mariae aufgelegt worden, absonderlich denen hart gebährenden Frauen, wann man ihnen das Bild auf das Hertz gelegt, und dasselbe mit Andacht angeruffen haben".
(L. Hansmann, Amulette, Magie, Talisman, Nikolverlag Hamburg 1999. S. 189).

 

Wer die Geschichte der Munshausener Kirche betrachtet, muß auch die mehr als 300 Jahre alte Verehrung der Muttergottes vom Berge Karmel (Muttergottes vom Skapulier) erwähnen. Die Skapulierbruderschaft, die im Jahre 1671 in den schweren Jahren der Pest gegründet wurde, lebt weiter bis auf den heutigen Tag, wenn auch auf Sparflamme. "Wer ein Skapulier auf der Haut trägt, wird keines jähen Todes sterben" (Lux. Land 1884 S.528) (zit. Pol Tousch, Von Bräuchen, Sitten und Aberglauben, RTL Edition1985).

 

Nach einem alten Brauch soll man das Bändchen nicht mehr ablegen, wenn es einmal angelegt wurde. Es bietet Schutz gegen Unheil, bringt Glück und innere Zufriedenheit. Wird das Bändchen brüchig und fällt ab, geht dem Träger ein Wunsch in Erfüllung...

 

Paralleler Gegenstand

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Läuse-Säcklein (Lüsäseckli, Luusbündeli) sind kleine, oft herzförmige Stoffbündelchen, die meist mit gesegneten Heublumen gefüllt sind. Den Kleinkindern werden diese zum Schutz vor Ungeziefer in die Wiege gelegt oder am Kleidchen an die linke Schulter geheftet. Die Läusesäcklein wurden da und dort in Frauenklöstern hergestellt und durch die Kapuziner-Mönche unters Volk gebracht. Meist als Gegengeschenk für Spenden. Hier sind Parallelen zu den „Skapulier“ offensichtlich. Die besten Läusesäcklein waren mit Palmgras (Nickendes Perlgras; Melica nutans) gefüllt, deren Samen wie Läuse aussehen. Dem Gras/Samen sprach man gerade deswegen Schutz gegen Läuses zu: similia similibus.