Amulette


Ex-Voto (7)

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Der christliche Glaube hat die antiken Vorstellungen von der Heil- und Wunderwirkung von Amuletten nahtlos übernommen“, betont der Augenarzt. „Heilfläschchen, Tauftaler und Votivbilder, die an heiligen Orten deponiert wurden, um zu bitten oder zu danken, sind beste Beweise.

 

Das bekannteste Wachsvotiv und Motiv der Ophthalmologie war das Augenpaar aus rotem Wachs. Die Stiele, anatomisch allerdings nicht exakt dargestellt, erinnern an die Sehnerven. Sie enden an einem wurzelförmigen Ständer, mit dem man das Votiv auf dem Altar abstellen konnte (Niederbayern). In Kaltenbrunn bei Göß wurden noch während des 1. Weltkrieges Wachsvotive menschlicher Gliedmaßen und Augenpaare geopfert (Wolfgang Haid, die Wachsvotive aus der Filialkirche St. Sebastian in Kalwang, in: Ztschr. d. historischen Vereines für Steiermark, Jg. 59 (1968).

 

„Wachsvotive sind selbst in den üblichen Formen nicht mehr häufig anzutreffen, doch werden sie wohl noch da und dort dargebracht. Ich fand solche noch in St. Andrä (besonders Augen), Freudenberg (1941 auf einem Tisch zwei Körbe mit Wachsvotiven), Grades (dort noch zahlreich Tiere, Hände, Füße, Häuser in der Sakristei, durch Geldopfer abzulösen), Hartmannsdorf (1941 in der Sakristei verwahrt), Matzenberg, Maria-Luggau, Maria-Luschari, Maria-Saal, Stocklitz (1936 noch auf dem Altar Tiere und Frauenfigur aufgestellt), Treffling (in der Sakristei gegen Ablösung). In Pirkach fand ich schöne ältere Wachsvotive (lebensgroßer Kopf, Hand um 1810). Im allgemeinen besteht die Tendenz, die Wachsopfer durch Kerzen zugunsten der Beleuchtung zu nivellieren. Weder Kröten-, noch Lungelopfer wie in Bayern, Salzburg und Tirol, sind darunter nachzuweisen, ein einziges Krötenopfer in Eisen ist in St. Leonhard im Lavantthal gesichtet worden“ (Gustav Guglitz, Kärntens Wallfahrten im Volksglauben und Brauchtum, in: Carinthia I, 1951, S.227/228).

 

Augen aus Wachs, Holz oder Metall wurden von Blinden oder Sehgeschädigten - als Votivgaben zu Wallfahrtsstätten in Elsaß und Bayern gebracht, allerdings NICHT zu dem seit 1267 unter dem Namen ‚Chollmuncz ad sanctam Ottiliam‘ belegten Kollmitzberg /NÖ, dem neben einer erst 1860 erbauten Kapelle in Oberfallenberg /Vorarlberg einzigen Ottilienheiligtum Österreichs. Allerdings gibt es einige Othilien- /Odilienaltäre (Freistadt /OÖ; Lechaschau /Tirol; Horb am Neckar; Klosterneuburg /NÖ).

 

Auch Maria Waldrast in Tirol hat etwas zu tun mit Augen: Die historischen Wurzeln der Marienwallfahrt am Fuße der Serles reichen bis in das frühe 15. Jahrhundert zurück. Urkundlich nachweisbar ist, dass Christian Lusch am 19. April 1409 vom Brixener Fürstbischof Ulrich II. die Erlaubnis erhielt, eine Kapelle zu errichten und zu dotieren. Im Jahre 1429 konnte das kleine Kirchlein schließlich fertiggestellt werden und das Marienbildnis wurde in einer feierlichen Prozession von Matrei in die neue Kapelle überführt, die von diesem Moment an den Namen Maria Waldrast trug. Bereits während der Prozession soll es zu ersten Wunderheilungen gekommen sein. So erlangten laut Erzählungen zwei blinde Prozessions-teilnehmer die Sehkraft wieder.

 

Der Deocarusaltar in der Nürnberger Kirche St. Lorenz erzählt die Geschichte eines Bauernsohnes, der nach dem Diebstahl [sic] von Votivaugen erblindet war - die Fürbitte des Vaters beim heiligen Deocarus gab dem Sohn das Augenlicht zurück.

 

Herkunft: Kirchheim am Ries. 

Unsere beiden Augen stammen allerdings eher aus dem süddeutschen Raume, wo die hl. Ottilien in großem Umfang verehrt wird, eher nicht aus Österreich.