Zahnheilkunde


Silbernitrat, kristallines

Silbernitrat 1
 

 

Silbernitrat (trivial: Höllenstein, lateinisch: Lapis infernalis höllischer Stein) ist ein Salz der Salpetersäure.

1. Gegen Aphthen. Früher empfahl man als Therapie das Aufträufeln einer Silbernitratlösung. BENGEL rät davon ab: „Das verätzt lediglich Nervenendigungen.“ Oft werde es dadurch sogar schlimmer. Einige Zahnärzte tragen die Aphthen mit einem Laser ab.

 

2. Gegen Karies. Silbernitrat war in der Schweiz in den 50er und 60er Jahren die Standardbehandlung für die Karies des Milchgebisses. Damals war der Kariesbefall der Schuljugend so hoch, daß die noch spärliche Zahnärzteschaft mit der Füllungstherapie nicht mitgehalten hätte. Das Aufkommen der «weissen» Füllungen hat Silbernitrat seither aus der Behandlungspalette weitgehend verdrängt. Weiterhin sinnvoll ist Silbernitrat bei der Kariesbehandlung von Personen, bei welchen eine konventionelle Füllungstherapie eine zu grosse Belastung darstellt: bei Kleinkindern und bei Betagten.

 

 

3. Zur Behandlung überempfindlicher Zähne sind verschiedene Mittel im Handel; im Prinzip wird bei den Präparaten ("Desensitizern") versucht, die Dentinkanälchen zu versiegeln (Adhäsivsysteme), durch Penetration in die Kanälchen eine Präzipitatbildung zu bewirken (Chlorhexidin- und Fluoridlacke) oder eine Ausfällung von Plasmaproteinen zu erhalten (monomerhaltige Primer). Das früher gebräuchliche und gut wirkende Silbernitrat gilt heute als obsolet, da es die touchierten Partien irreversibel schwarz verfärbt. Weiter sollen mit der "Burnishing-Methode" aufgebrachte und ins Dentin eingeriebene Mischungen aus Natriumfluorid, Kaolin und Glyzerin ebenfalls die Tubuli verschließen und eine Sekundär-dentin-bildung anregen.

 

 

Exponat

Kleines Gläschen mit Silbernitrat-Kristallen. Herkunft: 2017 aufgelöste Praxis des Kollegen Gerhard Münster. Möglicherweise wurde das Fläschchen bereits von dessen Vater angeschafft, der ebenfalls Zahnarzt gewesen war. Wieso aber die französische Aufschrift?