Laborgerätschaften


Urometer 1

um 1930

 

 

Professor Thomas FYENS (1567-1631) aus Louvain hatte Krankheiten noch aus dem Schall diagnostiziert, den der Harn hervorbringt, wenn man ihn ausleert. Dagegen wirkt die Uroskopie direkt vernünftig!

 

Im 19. Jh. entwickelte sich die Chemie und mit ihr rationelle Methoden der Harnuntersuchung. Bevor die grossen Zentrallabore uns mit Untersuchungsergebnissen überfluteten, mussten die Hausärzte mit oft prekären Mitteln selber die chemischen, bakteriologischen und mikroskopischen Untersuchungen durchführen.

 

Vorgestellt werden Densitometer, mit denen die Dichte bzw. das spezifische Gewicht des Urines bestimmt wurden - sog. Spindelaräometer, und, da Urin vermessen wird, heissen sie auch "Harnwaagen", Urinometer oder Urometer. Die Methode wurde von dem Wiener Pathologen Johann Florian HELLER (1813-1871) angegeben, der auch andere Harnuntersuchungen propagierte [Probe auf Eiweiss mittels Salpetersäure, dabei ringförmige Trübung; Probe auf Blut mittels Kalilauge, dabei Rotfärbung; Probe auf Zucker mittels Kalilauge, dabei schwarzbrauner Bodensatz].

 

Exponate

a) ein Modell nach VOGEL : Gewicht aus flüssigem Quecksilber. (Karl)-Julius VOGEL (1814-1880) kam am 25. Juni 1814 in Wunsiedel (Oberfranken)zur Welt als Sohn eines Anwaltes. Er besuchte die deutsche und lateinische Schule in Wunsiedel, ab 1827 das Gymnasium in Bayreuth. Mit einem Lehrer unternahm er 1829 eine Reise durch Tirol, Salzburg und Kärnten. Trotz dieser Anerkennung wurde er von seinen Eltern zum Kaufmann bestimmt und musste das Gymnasium mit 16 Jahren verlassen. Die kaufmännische Ausbildung erhielt er in Wunsiedel, Leipzig und Hamburg. Während seines Aufenthaltes in Leipzig hörte er an der Universität philosophische und historische Vorlesungen. Nach Wunsiedel zurückgekehrt, befasste er sich neben der kaufmännischen Tätigkeit mit den Studium der alten und neuen Sprachen sowie der Chemie. 1832 wechselte er als Kaufmann nach Hamburg, gab jedoch seine Stellung noch im selben Jahr auf und ging zurück an das Gymnasium Bayreuth. 1833 bestand er die Absolutorialprüfung und bezog die Universität München, um Medizin zu studieren. 1836 promovierte er mit der Dissertation »Sputorum elementa chemica et microscopia« zum Dr. med. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wunsiedel setze Vogel seine Ausbildung an der Universität Erlangen fort. Danach unternahm er eine Studienreise, die ihn nach Berlin, Hamburg, Gießen und Paris führte. Insbesondere in Paris machte er sich mit der Anwendung der neuesten mikroskopischen sowie chemischen und physikalischen Analysemethoden vertraut. 1840 habilitierte sich Vogel an der Universität Göttingen. 1842 wurde er zum außerordentlichen Professor für das Fach pathologische Anatomie ernannt, wozu seine aufsehenerregenden physiologischen Studien Anlass gaben. 1846 berief die Universität Gießen ihn zum Ordinarius für Physiologie und Physiologische Chemie; 1855 wechselte er als Professor der Pathologie und Therapie an die Universität Halle. Zugleich leitete er medizinischen Klinik. Da Vogel jedoch die rein wissenschaftliche Tätigkeit bevorzugte, gab er die Klinikleitung an Theodor Weber ab und übernahm 1861 die Professur für pathologische Anatomie. Auf Grund eines Herzleidens zog er sich vom Lehramt zurück und setzte die Berufung Theodor Ackermanns durch. In den folgenden Jahren hielt Vogel gelegentlich Privatvorlesungen. Er starb am 7. November 1880 in Halle an einem Herzschlag.

Er schrieb:

- Physiologisch-pathologische Untersuchungen über den Eiter«, 1838.

- Über den gegenwärtigen Zustand der Physiologie«,1840.

- Icones pathologicae, 1843.

- Beiträge zur Kenntnis der Säfte und Experimente des menschlichen Körpers, 1843.

- Pathologische Anatomie des menschlichen Körpers, 1845.

- Neubauer,C. & J.Vogel, Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns, 1854.

- Corpulenz. Ihre Ursachen, Verhütung und Heilung durch einfache diätische Mittel«, 1864, 21. Auflage 1889. Mit diesem Buch stellte Vogel zum ersten Mal Diät auf eine wissenschaftliche Basis!

- Das Mikroskop ein Mittel der Belehrung und Unterhaltung für Jedermann sowie des Gewinns für Viele. Leipzig, L. Denicke, 1867. 10, 278 S. m. 119 Textholzschnitten. Illustr. [eher populärwissenschaftliche Arbeit]

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b) auch das Modell nach BOUCHARDAT hatte ein Gegengewicht aus flüssigem Quecksilber. Der Arzt und Chemiker Gustave BOUCHARDAT (1842-1918) arbeitete in Paris im Labor von Berthelot; er untersuchte Zucker, Kampher, Terebenthin, Quinin, Parfu. 1880 stellte er synthetisches Kautschuk her.