HNO


Ohrspritze (8)

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Exponat

Aus Zürich kommt diese Glasspritze mit ihrer gläsernen Kolbenstange und Kolbenstempel aus Watte.

 

Von dieser Stelle ein Dankeschön an Frau In Albon.

 

Zum Ohrschmalz

Luxemburgisch: Ribbsom, Rübsamen … Der gleiche Vergleich findet sich wieder im Spruch "en huet Oueren ewéi Moueren oder et kënnt ee Ribbsom dra séinen" (man könnte Rübsamen hinein säen). 

Nota: Ohrenschmalz (Zerumen, Cerumen) ist eine gelb-bräunliche, fettige und bittere Absonderung der Ohrenschmalzdrüsen im äußeren Gehörgang. Neben der Galle ist Cerumen das einzige bitter schmeckende Sekret, das unser Körper produziert. Einer alten Mär zufolge wird es beim Sterbenden süss (Kurt Sprengel, Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneykunde, Halle 1823 Bd.2 S.124). 

 

Im alten Griechenland war das Gleichgewicht der 4 Säfte wichtige Grundvorstellung der Heilkunde. Jeder der 4 Säfte wurde beurteilt, die Farbe des Urins, der Geruch des Blutes. In diesem Sinne trug auch Ohrschmalz zur Diagnostik bei: der Arzt steckte seinen Finger in das Ohr seines Patienten und leckte ihn dann ab. Der Geschmack gab wichtige Hinweise zum Wesen der vorliegenden Krankheit …

 

Im Mittelalter wurde Ohrenschmalz (lat. sordes aurium, mhd. orsmalz) zum Anmischen von Farben genutzt. So enthalten viele Kunstwerke Ohrenschmalz von deren Schöpfern! Interessanter ist der pharmakologische Nutzen des Ohrschmalzes: "Der Unflath der Ohren, so man Ohrenschmalz nennt, ist wie eine gelbe Salbe, welche sehr dienlich ist wider das Stechen der Nieren. Im warmen Wein eingenommen, ist es in der Kolik ein gewisses Mittel, äußerlich damit geschmiert, ist gut in Scorpionsbissen, heilet die Schrunden und Wunden der Haut. In dem Ohrenschmalz sind einige ölige, schwefelichte oder balsamische Sachen verborgen, selbigen gesammelt, mit Terpentinöl digerirt, ist eine heilsame Wundsalbe" (Andreas Glorez, Eröffnetes Wunderbuch, Regensburg und Stadtamhof 1700 S.76). Die wundheilende Wirkung beruht vermutlich auf den keimabtötenden Säuren. Für die Wirksamkeit bei Nierenkoliken fällt mir allerdings keine Erklärung ein ...

 

Um das Ohrenschmalz (meist völlig überflüssigerweise) zu entfernen, erfand der in Warschau/Polen geborene Amerikaner Leo GARTENZANG (1892-1973) im Jahre 1923 ein spezielles Wattestäbchen, dem er ab 1926 den Namen Q-Tip gab (von Q für Quality).