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Hörschlauch

Hörschlauch
 

 

 

Seit der Antike gibt es die Hörtrichter – teure Einzelanfertigungen aus Kuhhörnern oder aus Metall. Die erste kommerzielle Produktion von Ohrtrompeten wurde 1800 von Frederick C. REIN in London gegründet. Noch um 1900 benutzte man seine Schalltrichter – starre Hörner, die Kuhhörnern nachempfunden waren.

 

1820 meldete der Pastor und Unternehmer Johann Heinrich August DUNKER (1767-1843) aus Rathenow ein Patent für einen Hörschlauch an, der verdeckt im Kleiderärmel getragen werden konnte. Seine „Hörmaschine mit biegsamem Rohr" bestand aus einem Schlauch, dessen Länge zwischen 8 und 12 Fuß gewählt werden konnte, als Schalleintritt hatte es einen Trichter aus Hartgummi. Das Bemerkenswerteste war indes die mit dem Gerät gelieferte 12seitige (!) Anwendungsbeschreibung.

 

Da es sich um eine sehr preiswerte Erfindung handelte - Ende des 19. Jahrhunderts kostete er 5 Reichstaler und 12 Groschen - fand der Schlauch eine weite Verbreitung.

 

Warnung

"In Nr. 245 d. allg. Anz. findet sich eine Anfrage über Hörmaschinen. Dergleichen macht jeder gründlich gebildete Mechanicus, und namentlich finden sich solche mit sehr bequemen elastischen Röhren in der Anstalt des Pfarrers Dunker in Rathenow bey Berlin. Es möchte jedoch jeder Schwerhörige, der nicht schon sein Uebel als unheilbar anzusehen genügend Grund hat, vor dem Gebrauche der Hörmaschinen zu warnen seyn, weil diese das geschwächte Gehör nur immer mehr und mehr verwöhnen und abstumpfen, bis es ganz verloren geht. Unterzeichneter hat diese traurige Erfahrung an sich selbst gemacht. Von 1822 bis 1829 bediente er sich einer sehr guten pariser Hörmaschinen; allein in dieser Zeit wurde sein Gehör fortwährend immer schlechter, so daß er am Ende auch die Maschine selbst nicht mehr brauchen konnte" (Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen, Jg. 1836 Gotha S.3834).

 

Sonderbare Benutzung

Nach Versuchen von POLITZER (Lehrbuch der Ohrenheilkunde 5. Auflage EnkeVerlag 1908 S.51) kann durch einen in die Nasenöffnungen eingeführten Hörschlauch Flüstersprache durch den Tubenkanal (individuell verschieden deutlich) perzipiert werden (zit. Adam Politzer, Geschichte der Ohrenheilkunde 1913 S.48).

 

Exponat

105 cm langer Hörschlauch mit Trichter und Ohransatz aus schwarzer Bakelite. (Herkunft: Hazlehurst/Mississippi/USA).