Chirurgie


Aetzstift (3)

Ätzstift Kupfersulfat
 

 

Kupfer kommt in unsern Apotheken in 3 Verbindungen vor:

- als (schwarzes), wasserunlösliches Kupfer-II-oxyd (CuO) (Pulver oder Pillen)

- als Kupfersulfat (CuSO4) (blauer oder Kupfer-Vitriol) ("crudum" als Ätzsift, "rein" als Brechmittel, "ophthalmicus" als Augen- resp. Wundstein, als "Vitriolsalmiak").

- als Grünspan (Kupfer(II)-acetat), als "emplastrum".

 

Kupfersulfat gehörte zu den Lieblingsmitteln des Paracelsus. Metallsulfate, die Vitriole, waren in der Paracelsuszeit normale Handelsartikel. Erhältlich waren grüner Vitriol (Eisensulfat), blauer Vitriol (Kupfersulfat), weißer Vitriol (Zinksulfat) und natürliche Mischungen aus dem Bergbau. Beim Brennen der Vitriole entstehen zunächst basische Sulfate, dann schwefelfreie Oxide. Paracelsus verwendete besonders den Crocus Veneris (Cu2O), der seit der Antike durch Kochen von Kupfersalzen mit Honig hergestellt wurde ("ägyptische Salbe").

 

Zu den Ätzstiften

Einen Ätzstift herzustellen war ein kompliziertes Unterfangen: "Bereitung von Aetzstiften aus Kupfersulfat. Von W. Weber, Apotheker in Lich. Das Bereiten von Aetzstiften aus Kupfersulfat nach der Methode von W. Steffen in Homburg (Arch. d. Pharm. 11. Bds. 6. Heft) hat seine Schwierigkeiten; wenigstens gelang es mir mit kleineren Mengen Kupfersulfats nicht, eine solche Schmelzung zu bewerkstelligen, dass aus der Masse, gleich einer Plaster- oder Pillen-Masse, Stifte geformt werden konnten. Der Vitriol wird bei dem gelindesten Feuer nur feucht, bleibt aber stets bröcklich und zerfällt schliesslich zu einem weissen Pulver. Nur beim Erhitzen grösserer Quantitäten des Kupfersulfats gelingt es, eine einigermaassen geeignete Masse zu erzielen. Sicher gelingt die Herstellung schöner Stifte, wenn man das durch Erhitzen von feinem Krystallwasser befreite Kupfersulfat zur Bereitung benutzt. Hiernach bringt man den im Trockenschrank verwitterten Vitriol in eine kleine Porzellanschaale und erhitzt mittelst einer Wein- geistlampe unter Umrühren solange, bis auch das letzte Atom Wasser vertrieben ist. Ist dies der Fall, so hat das vorher leicht bewegliche feine Pulver in der erhitzten Schaale seine Leichtigkeit verloren und fällt nun beim Umrühren schwer zusammen. In diesem Zustande ist das Sulfat fast weiss und zur Bereitung der Stifte geeignet. Nun macht man sich aus gutem Filtrirpapier über einem runden Bleistift oder einer Glasröhre von solcher Dicke, als man die Stifte haben will, durch 3 bis 4 maliges überrollen Hülsen, deren untere Oeffnung man zudreht und deren obere Endecke man mit ein wenig Harz festheftet. Das Ende seiner ganzen Länge nach mit Gummi anzuheften, ist nicht zu rathen, weil hierdurch später das Eindringen des Wassers nur ungleich erfolgen kann, wodurch die Stifte krumm werden. In diese Hülsen füllt man nun das trockne Kupfersulfat ein und bewirkt durch wiederholtes Aufstossen der Hülse ein festes und gleichmässiges Setzen des Pulvers. Das Stopfen mit einem Glasstabe ist ebenfalls nicht anzurathen, weil dadurch dichte und weniger dichte Schichten entstehen, die nach der Erhärtung Brüche veranlassen. Die oberste Lage drückt man etwas fest und schliesst nun die Hülse auch oben durch Zusammendrehen des mit Kupfersulfat nicht gefüllten Theiles der Papierhülse mit den Fingern. Die so präparirte Hülse rollt man in ein entsprechend grosses Stückchen alte Leinwand ein, welche man vorher mit Wasser getränkt und mit der Hand wieder fest ausgedrückt hat, mit der Vorsicht, dass das in der Hülse festgestossene Pulver keinen Bruch erleidet. Das entwässerte Kupfersulfat saugt mit grosser Begierde das Wasser durch das Filtrirpapier ein, um dasselbe zu binden und mit demselben gleich gebranntem Gyps fest zu werden. Nachdem die gefüllten Hülsen in der feuchten Leinwand 3 bis 4 Stunden oder auch über Nacht ruhig gelegen haben, hat das entwässerte Kupfersulfat wieder sein sämmtliches Krystallwasser ersetzt. Die Stifte werden nun herausgenommen, sind vom Wasser vollständig durchdrungen und brauchen nur, im Falle sie durch Mehraufnahme von Wasser weich geworden sind, etwas getrocknet zu werden, um ihnen diejenige Härte zu geben, die man von Aetzstiften verlangen muss. Meistens wird dies schon beim Liegen in Zimmertemperatur rasch herbeigefiihrt. Nun lassen sich dieselben theilen und nach Belieben mit einem Messer zuspitzen" (Internet).

 

Exponat

Vorgestellt wird ein apothekenfrischer Ätzstift mit einer Kupfervitriolspitze (Cuprum sulfuricum, vitriolum cupri). Das Pharmaziemuseum Peer in Brixen besitzt ein rundes Pulver-Schächtelchen (Inv. Nr. 04592) mit einer ähnlichen Kupfervitriol-Spitze aus dem 19. Jahrhundert "Aus Kupfersulfat und einigen Tropfen Wasser unter Einwirkung von Hitze geformter Ätzstift".

 

Geschenk von Herrn Mag. Dr. Andreas Winkler, dessen Vorfahren Apotheker in Innsbruck waren.