Chirurgie


Sterilisier-Trommel (2) n. KONRICH

Schimmelbusch Trommel

Trommel n. KONRICH, 1938

 

 

 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es durch die ersten Desinfektionsverfahren des Nahtmaterials, die der englische Chirurg Joseph Lister (1827-1912) mithilfe von Karbolsäure (1867) und später der deutsche Chirurg Curt Schimmelbusch (1860–1895) mit Wasserdampf-sterilisation (1889) einführten, zu einer wesentlichen Verbesserung der chirurgischen Nahttechnik - erstmals konnten nun Wundinfektionen verhindert werden.

 

  

   Die von Schimmelbusch unter Ernst von Bergmann in Berlin erarbeiteten Beiträge zur Entwicklung und wissenschaftlichen Begründung mechanischer Sterilisationsmethoden machen den jungen Preußen weltberühmt. Seine für die Dampfsterilisation entwickelten Behälter und nach ihm benannten „Schimmelbusch-trommeln" werden für Instrumente, Verbandstoffe und OP-Wäsche genutzt. Das Prinzip der Schimmelbuschtrommeln hat auch heute noch seine Gültigkeit und stellt nach wie vor die Basis für die Entwicklung von Containern und Containersystemen dar. Die Einführung des Autoklaven zur Sterilisation gilt als Meilenstein der Asepsis im OP. Für den Einsatz sterilisierter Produkte gibt Schimmelbusch konkrete Handlungsanweisungen: „das früher so vielbeliebte Abspülen und Auswaschen mit Sublimat- respektive Carbollösungen ist auch bei den (Operations- wunden) möglichst zu vermeiden und durch ein Ab- und Austupfen mit sterilisirter Gaze zu ersetzen".

 

Die vorgestellte runde Trommel (Durchmesser 20 cm, Höhe 11 cm) stammt aus der Ambulanz der chirurgischen Universitätsklinik Innsbruck, erstanden 8/2016 am "Alten Hafen". Eine Besonderheit dieser Trommel ist die Tatsache, dass sich die mit Mull überzogenen Öffnungen nicht verschliessen lassen, die Sterilität also nicht lange vorhält. In der Tat handelt es sich NICHT um die klassische Trommel n. Schimmelbusch, sondern um ein Modell nach KONRICH, das sowohl im Boden als auch im Deckel über ein Filter verfügt.

 

Der Hygieniker Friedrich KONRICH wurde 1878 in Hooksiel (Oldenburg) geboren, 1935 kam er an die Militärärztlichen Akademie, ab 1937 finden wir ihn an der Spitze des Institutes für Hygiene und Infektionskrankheiten in Saarbrücken, von 1942 bis 1945 war er Präsident der Reichsanstalt für Wasser- und Luftgüte in Berlin, Oberfeldarzt von der Heeres-Sanitätsinspektion. Er war an "Be- und Entgiftungsversuchen" im KZ Neuengamme beteiligt. Er starb 1945 in Berlin.

 

Er schrieb:

Fr. Konrich, Die bakterielle Keimtötung durch Wärme; Desinfektion und Sterilisation durch Wärme. Zum Gebrauch in Krankenhäusern und bakteriologischen Laboratorien, für Ärzte, Apotheker und Gesundheitsingenieure, Ferdinand Enke Verlag, 1938. Rezension in: Umschau in Wissenschaft und Technik Heft 44, November 1940.

Fr. Konrich, Über die Sanierungsanstalten der deutschen Kriegsgefangenenlager, Gesundheits-Ingenieur 64(29) (1941) S. 399-404.

Fr. Konrich, Einführung in die Wehrhygiene, Verlag F. Enke, Stuttgart 1943.

 

Lit.:

Marion Ruisinger, Prof. Dr., Der Dampfsterilisator, in: Objektgeschichten, Deutsches Medizinhistorisches Museum, Objekt Januar / Februar 2015.