Geburtshilfe


Plazentacreme HORMOCENTA

1959 

Die Plazenta hat seit ewigen Zeiten die Phantasie der Menschen angeregt: ein Doppelgänger des Menschen, sein KA (Aegypten).

Michael Schorno, Landammann von Schwyz, empfahl 1671in seinem Arzneibuch, die Nachgeburt einer Frau, welche soeben ihren ersten Sohn geboren hatte, nicht auf den Boden fallen zu lassen. Besser sei es, die Nachgeburt zu waschen und zum Trocknen hinter den Ofen zu hängen. Danach soll sie zu einem Pulver zerstossen und mit Schlüsselblümchen zusammen gegen die Epilepsie eingenommen werden. Besonders gut sei das Rezept mit «Rosindli und Enis» - Nachgeburt mit Rosinen und Anis ...

Unsere Ahnen vergruben die Plazenta im Garten und pflanzten einen Baum über dieser Stelle - die Fruchtbarkeit des Mutterkuchens war legendär, die in grosser Menge darin enthaltenen Wachstumshormone förderten das Gedeihen des Baumes...

An die verjüngende Wirkung dieser Wachstumshormone knüpft auch die Therapie von Hautfalten mit Plazentaextrakten an - eine Therapie, die in den 70er und Anfang der 80er Jahre sehr "en vogue" war und erst mit der Verbreitung von AIDS endete.

Jahrelang wurden in den KreissSälen die Nachgeburten tiefgefroren und in regelmässigen Abständen von den Pharmaunternehmen abgeholt. Dann gab es ein paar Franken pro Plazenta - ein willkommenes Zubrot für die Gemeinschaftskasse der Hebammen! Alle Plazenten landeten in dieser Kühltruhe, ausgenommen Plazenten mit übelriechendem oder grünverfärbtem Fruchtwasser...

Ein beliebter Werbestar war die Filmschauspielerin Marika RÖKK (1913-2004), 1959 eine erste Werbekampagne mit ihr! Als man auf menschliche Plazenta verzichten musste, wurden noch einige Jahre Schweineplazenten benutzt, dann verzichtete die Firma auf den organischen Inhalt seiner Cremes und gegnügte sich mit Chemie.

Letzte Werbekampagne für das Produkt: 1985...

Ein weit verbreitetes Konkurrenzprodukt war das ab 1953 kommerzialisierte PLACENTUBEX C der Firma Merz, in dem der Inhaltsstoff noch deutlicher im Namen anklang. Auch dieses Produkt musste im Rahmen der AIDS-Kampagne vom Markt genommen werden. "Placentubex verjüngt und strafft die Haut" (1959), »Den Zauber der Jugend erhalten« (1961), »Damit Ihre Haut länger jung aussieht« (1980), und »Denn heute bleibt man länger jung« (2003).

Vorgestellt wird eine angebrochene Probe-Tube HORMOCENTA der Firma "Hormocenta Cosmetic, Böttger GmbH" Berlin aus den 50er Jahren mit dazugehöriger Originalverpackung - erstanden 2004 auf einem Parfumflaschenverkauf in Saarbrücken. Deutlich auf der Tube zu lesen: "Placentar Kosmetik". Die Firma war 1950 unter Einfluss von Dr. Ferdinand SAUERBRUCH (1875-1951) gegründet worden!