Gynäkologie


Damenbinden (2) Tampon

Werbeplakat, um 1960. Zeichner: Thibesart, Druckerei Maron Esperonnier 

 

Die alten Griechinnen benutzten aufgerollte Wollfäden und leichte Hölzer, die reichen Aegypterinnen rollten Papyrusblätter zu Tampons zusammen. In Amerika benutzten die Frauen lange Zeit Naturschwämme, die man auswaschen, auskochen und zum Trocknen auf die Leine hängen konnte ...

 

Ärzte benutzten Anfang des 20. Jh. Baumwolltupfer um die Scheide zu desinfizieren - diese Tampons sollten Modell stehen für die späteren Hygienetampons: um 1919 nämlich kam Dr. Earle Cleveland HAAS (1885-1981), Arzt in Denver/Colorado, auf die Idee, einen derartigen intravaginalen Watte-Tampon als Blutschwamm zu benutzen - am 19.11.1931 meldete er seinen Tampon als Patent an und gab ihm den Namen "TAMPAX". Als seine Erfindung beim Publikum nicht ankam, verkaufte er das Patent am 16.10.1933 an die deutschstämmige Mrs. Gertrude Tenderich, die heftig die Werbetrommel rührte. Ihre "Tampax ladies" - weissgekleidete junge Frauen - tingelten auf Kongressen, medizinischen Ausstellungen und in Mädchenschulen umher, und gewöhnten das Publikum Jahre vor dem 2. Weltkrieg an die Idee...

 

Die Fa. TAMPAX stellte während des 2. Weltkrieges Verbandmaterial für die US-Army her. In den 80er Jahren wurde der Betrieb umgetauft in "Tambrands" - er wurde Ende der 90er von der Fa. Proctor & Gamble aufgekauft.

 

Wer erinnert sich da nicht an ein anderes P&G-Produkt, das Schiffbruch erlitt: den Tampon "RELY", der wegen der Verbindung zum "Toxic Shock Syndrom" vom Markt genommen wurde? In der Tat hatte dieser (nur in den USA vertriebene) Tampon eine derartige Saugkraft, dass er die Scheidenflora komplett ruinierte und so pathogenen Bakterien und Viren Tür und Tor öffnete - daraus resultierten z.T. tödliche Scheidenentzündungen nach Gebrauch von "RELY". Die Presse machte Ende der 90er Jahre ziemliches Aufheben um die Tampons, bis die Sache wissenschaftlich abgeklärt war...

TAMPAX rührte ab 1950 die Werbetrommel mit Slogans wie

 

Tampax Vollendung der Frauenhygiene. 1951
Tampax Die Tampon-Hygiene mit der angenehmen Handhabung. 1961
Tampax Sympathisch - sicher - sauber. 1966
Tampax Tampax-Tage spürt man nicht. 1979
Tampax So hygienisch und sicher. 1984
Tampax Der Tampax Tampon. So hygienisch und sicher. 1985
Tampax Am besten Tampax. Weil er so hygienisch ist. 1986

 

Das vorgestellte 30x40 cm grosse Werbeplakat aus lackiertem Karton ist ein "Allerweltsprodukt" aus den 60er Jahren. Man fragt sich auf den ersten Blick, welches Produkt hier wohl beworben wird: ein AllwetterHaarfestiger, eine Zahnpaste, ein Waschmittel für synthetische Stoffe... Damit rückt der Tampon - gewollt - in die Kategorie der unzähligen Produkte des weiblichen Alltags.


Der deutsche Ingenieur Dr. Carl Hahn griff 1947 die Idee des Tampons aus einer Anzeige in einer amerikanischen Illustrierten auf und begann, zunächst mit bescheidenen Mitteln, in einer kleinen Verbandstoffabrik in Wuppertal mit der Produktion. Ab 1950 kamen seine Tampons auf den deutschen Markt. Nachdem die amerikanische Firma Johnson&Johnson in den 70er Jahren Hahns Unternehmen übernommen hatte, wuchs die Bekanntheit der Marke. Heute gilt o.B. [ohne Binde] in Deutschland als die weitverbreiteste Tamponmarke (80% der Tamponträgerinnen benutzen das Produkt).

Lit.:
Renate Waschek, Dieses kleine Stück Watte – Werbung und Tabu am Beispiel Binden und Tampons. Der Grüne Zweig 194 (Werner Pieper Medienexperimente); ISBN 3-925817-94-8